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libretto 

Król ukryty w pasterze
(il re pastore)

Pietro Metastasio

Übersetzung auf deutsch: Dresden, 1755 (unbekannt)

Dritte Handlung (3.Akt)

 

Erster Auftritt

Der innere Theil von einer großen und angenehmen Grotte, welche in lebendigen Steinen von der Natur wunderlich gemacht ist: die sich durch das lebhafte Grün verschiedner Bäume, welche entweder von oben herab hangen, oder ganz herum winden, unterscheidet, und größstenteils damit bedecket ist: und von einer Quelle hellen Wassers erfrischet wird, welches im schieffen herablauffen sich bald verbirget, bald sehen lässt, und sich endlich gar verlieret. Die weiten Öffnungen, die die ganze Lage helle machen, lassen verschiedene angenehme und ungleiche Hügel von weitem sehn, und in einer kleinen Entfernung entdecket man etliche Soldaten Zelter, welche zu erkennen geben, dass dieses ein an dem Griechischen Lager nahe gelegener Ort sei.

 

 

Amynt allein

O weh! Die Sonne sinkt. Die Zeit ist schon vorbei, die mir zu meinem schwer und grossem Überlegen Agenor eingeräumt. Bei einem jeden Blatt, das durch die Luft sich rühret, dünkt mich, er käme schon und hohlte den Bescheid. So lange als ich lebe bin ich kein einzigmahl in solcher Angst gewest. Elisa will, ich soll bedenken, wie zärtlich, wie getreu, wie groß sie mich geliebt. Agenor machet mich durch vielerlei Begriffe von lauter Ehre matt. Nun lauffe ich Gefahr entweder schlecht zu thun, wo nicht die Treu zu lassen, darüber wank, und zittre ich, und weiß doch keinen Schluß zu fassen. Heisst dies ein König sein? So köstlich lebet man im Purpur, und im Gold? Verdammt, verwünschte Tracht! Strafft oder lohnest du? So lang, als ich dich trage, ist mein Vergnügen hin, und fühle nichts als Plage. Da ich ein schlechtes Kleid… ich unglückseeliger! Agenor kommet schon. Was sag´ich nun zu ihm? Ich kann ihm weder folgen, noch kühnlich wiederstehn. Er hat mein ganzes Herz in allzuviel Gewalt. Er schilt mich, und ich muß ihn lieben: Ich ehr´ihn auf die größte Art, und er verursacht mir Betrüben. (er bedenket sich, und ist hernach entschlossen) Nein, nein, deswegen sei nur zwischen uns kein Streit.

 

 

Andrer Auftritt

Agenor, und der Vorige

 

Agenor

Treff´ich mein König, dich, noch unentschlossen an?

 

Amynt

Nein.

 

Agenor

Ist der Schluß gefasst?

 

Amynt

Ja.

 

Agenor

Und was wird gethan?

 

Amynt

Ich will die Schuldigkeit die mir gebeut, erfüllen.

 

Agenor

So ist es, Alexandern nun zu sehn, nicht wieder deinen Willen?

 

Amynt

Ich mache eben jetzt mich auf den Weg zu ihm.

 

Agenor

Du siehst wohl, daß der Thron, und die Elisa sich nicht zu einander schicken.

 

Amynt

Du hast vollkommen Recht.

Und der vergehet ein Verbrechen der gegen einen gütgen Held, der Kron und Scepter kann verschenken, sich noch zur Gegenwehre stellt.

 

Agenor 

O glücklicher Amynt! Welch eine Gattin giebet der Himmel heute dir. Wenn sie ein König liebet, so ist sie es auch werth.

 

Amynt

Mein Freund, ich seh´es ein wie sehr ich glücklich bin. Es wird nicht nöthig sein, dass du mich lieben heißt. Ich liebe die, die mir gehöret, so, dass mich ohne sie die Lust zu dem regieren nicht bethöret.

 

Ich werde sie getreu verehren:

Nichts soll die reine Liebe stören,

Selbst die Besitzung macht sie neu.

 

Durch ein solch angenehm Verbinden,

Werd´ich das einzge Mittel finden,

Dass ich vergnügt und ruhig sei.

    (gehet ab)

 

 

 

Dritter Auftritt

 

Agenor allein

Ihr Seufzer, die ihr mich so lange heimlich quält, entfliehet endlich dem Gefängnis des Herzens wo ihr steckt. Denn meine Tugend kämpft dawieder länger nicht. Der Ehre und der Treu ist jetzt genug gethan. Nun laß ich mich nicht stören: Der Liebe muß doch auch ein Augenblick gehören.

Tamiris, schönes Kind, o Himmel…

Vierter Auftritt

Elisa, und der Vorige

 

Elisa

Höre nur, Agenor, was man nicht für Fabeln sich erdenkt, das man mich martern will. Denn man hat ausgesprengt, daß heut Amynt die Hand der Treu an die Tamiris giebt. Und man verlangt, daß ich den Lügen noch Glauben geben soll. Nein, nein, Amyntens Herz, wenn ich es vergestalt der Unrteu fähig glaubte, das müsste lange nicht von mir so gut gekennet sein. Wer ist es aber denn, der bloss an anderer Missvergnügen so ein verdammt Vergnügen findt?

 

Agenor

Elisa, ach du daurest mich, glaub keinem Irrthum mehr. Kein Mensch betrüget dich.

 

Elisa

Und auch du selber noch kannst so leichtgläubig sein? Willst du auch dem Amynt so grosses Unrecht thun?

 

Agenor

Wüßt ich nur einen Weg, dass ich daran noch zweifeln könnte.

 

Elisa

Und so verliesse mich Amynt auf diese Art? Nein: dieses ist nicht wahr. Du lässt dich hintergehn. Wo, sag mir, hast du denn die schöne Zeitung her?

 

Agenor

Von ihm.

 

Elisa

Von ihm!

 

Agenor

Ja, ja, vom nämlichen Amynt.

 

Elisa

Wo?

 

Agenor

Hier.

 

Elisa

Wenn?

 

Agenor

Jetzo gleich.

 

Elisa

Was hat er denn gesaget?

 

Agenor

Er sagte, dass man sich des Alexanders Sinn nicht wiedersetzen soll, wenn man ein Reich von ihm erhält.

 

Elisa

Ihr grossen Götter! Wie! So giebt gewiß Amynt Tamiris seine Hand?

Agenor

Die Hand, und auch das Herz.

 

Elisa

Amynt, der könnte mich so grausam hintergehn!

 

Agenor

Elisa ändre doch auch gleichfalls deinen Sinn, und gieb dem Schicksal nach.

 

Elisa

Nein: Dies geschiehet nicht so lang ich lebend bin (heftig, aber weinend)

Ja: Alexander hofft vergebens, Tamiris wünscht umsonst: Er ist mein Bräutigam: Ich räume ihm, als Braut, Person und Herze ein: Ich hab´ihn als ein Kind geliebet: und kurz, Amynt muss meine sein.

 

Agenor

Dein Schmerz ist sehr gerecht, allein er hilft zu nichts. Wenn du willst klüglich handeln, so, glaub mir, tröste dich.

 

Elisa

Ich? Soll getröstet sein? Dies ist ein schöner Rath. Der eben so viel Witz, als leicht Erfüllung hat!

 

Agenor

Du wirst ihn doch erfülln, Um nur mir selber nach. Du kannst getröstet sein: Euch´ andrer Beispiel nur gebührend nachzuhangen.

 

Elisa

So fällt mir keine Lust zu der Nachahmung ein: Ich mag auch keinen Trost: Amynt ist mein Verlangen.

 

Agenor

Er ist ja nicht mehr dein; was richtest du nun aus mit aller Heftigkeit?

 

Elisa

Was ich ausrichten kann? Ich will um Mitleid, Lohn, und um Gerechtigkeit bei Alexandern, Menschen, und bei den Göttern flehn. Ich ruh nicht, bis Amynt vor allen Leuten zugesteht, dass er sein Herze mir geschenket: und wenn der grausame verlangt, dass dessen Abtretung an andere soll geschehen; so sterb ich vor Verdruß: und dieses soll er sehen.

 

Wann will mir nicht mehr Freiheit geben

Mit dem Amynt vereint zu leben!

Nein: dieses will die Liebe nicht:

Nein: dies ist nicht Elisens Pflicht:

Nein: ein so gar tyrannisch Herze

Kann nicht in meinem Schäfer sein.

 

Ein anders soll mein Liebstes rauben,

Und du willst mich doch ruhig glauben!

Schämst du dich nicht also zu denken?

Fällt dir kein besser Mitleid ein?

 

 

Fünfter Autritt

Agenor, hernach Tamiris

 

Agenor

Ja, ich beklage dich, du allzu gutes Herz: und seh in meiner deine Noth. Gleichwohl hat doch Elisa viel grössern Wut, als ich. Denn wenn sie den Amynt verlieret, so will sie ihn doch sehn. Zu einem solchen Kampf  reicht meine Tugend nicht. Ich muß auf alle Art vor der Tamiris fliehn. Denn ich begreife nicht wie meiner Schwachheit sonst noch abzuhelfen sei. (er will fortgehen)

 

Tamiris

Agenor, warte doch.

 

Agenor

(Ihr Götter, steht mir bei!)

 

Tamiri

So soll Tamiris denn (höhnisch) so einem würdigen Verliebten vor ein ganz Reich verbunden sein?

 

Agenor

Das Riech selbst wird es tun.

 

Tamiris

Warum hast du denn mir so grosse Neuigkeit (wie vorhin) nicht selber überbracht? An einer Nachricht deines Munds ist mir doch jederzeit mehr als an deinem Brief gelegen.

 

Agenor

Dies schien, o Königin, vor mich allzu verwegen.

 

Tamiris

Mir scheint es weniger, als daß du dem Amynt (empfindlich) mich selber überlässt.

 

Agenor

Es ist wohl wahr: Allein in deiner Gegenwart kann leicht nach meinem Sinn die Schuldigkeit, die mir gebühret… Leb wohl, du schöne Königin.

 

Tamiris

Hör dich. Wo gehst du hin?

 

Agenor

Mir reiflicher zu überlegen. Dass du nun meine Fürstin bist.

 

Tamiris

Wem hab´ichs Dank als dir? (höhnisch)

 

Agenor

Die Ehrfurcht legt mir auf nicht mehr mit dir zu sein.

 

Tamiris

So viele Ehrfurcht ist (zornig) jetzt übel angebracht. Sie kann hernach geschehn, wenn du mich meine Hand dem Könige wirst reichen sehn.

Agenor

Dies seh ich nicht mit an.

 

Tamiri

Was! Du willst es nicht sehn? Ich will nun, dass du gegenwärtig (gebietend) bei der Vermählung seist.

 

Agenor

O nein, verzeihe mir: Dies wird der letzte Abschied sein.

 

Tamiris

Hör, und wo gehst du hin?

 

Agenor

Wo mich der Himmel hinbestimmet.

 

Tamiris

So folgst du deiner Königin? (wie oben)

 

Agenor

Es wird schon ohne mich…

 

Tamiris

Nein: es würd ohne dich mein Schicksal nicht so schöne sein.

 

Agenor

Und was verlangst du denn?

 

Tamiris

Dass mein Wohltäter mich (höhnisch) vollkommen glücklich sehn, und seines grossen Werks sich recht erfreuen soll.

 

Agenor

(Ist dies nicht Graumsamkeit!) Tamiris ändere doch aus Gütigkeit den Schluß…

 

Tamiris

Ich hör kein Bitten an. (gebietend)

Auch nicht Entschuldigung. Ich will gehorsam haben von dem, der sich bei mir vor Unterthan erklärt.

 

Agenor

(O Himmel!)

 

Tamiris

Hast du es gehöret? (wie oben)

 

Agenor

Barbarin, es sei dir gewährt.

 

Tamiris

Wenn du mich jemand andern schenkest

Und weiter nicht an mich gedenkest:

Weswegen ist die Schuld denn meine?

Wie glaubst du, dass ich grausam sei?

 

Sei so gelassen, als ich bin. 

Du giebst mich ja von selbsten hin. 

Hörst du mich aber auf dich schelten?

Klag ich denn über deine Treu?

(gehet ab)

 

 

Sechster Auftritt

 

Agenor allein

Armselges Herz! Ich glaubte schon, dass alle Tyrannen der Liebe nun überstanden sei. Ich seh das Gegenteil. Denn alles, was man nur kann grausames verbinden, sollst du, armseelges Herz aufs schärfste noch empfinden.

 

Von dergleichen herben Plagen

Kann niemand kein Wort nicht sagen,

Als wer so unglücklich lieber, 

Wie es jetzo mir ergeht.

 

Denn was ich erdulden muss,

Ist ein nagender Verdruß,

Der aus übertriebnen Schmerzen,

Und Verwzeifelung entsteht.

 

 

Siebenter Auftritt

Ein Teil von dem Platze, welcher von dem grossem Schwibbogen von dem berühmten Tempel des Tyrischen Hercules umgeben ist. Dieser ganze weitläuftige Ort ist (zu der Krönung des neuen Königes von Sidon) mit goldnen Gefässen, fremden Tapeten und mit Festonen von Grünwerk und Blumen, welche sich um die zahlreichen Säulen winden, und sich künstlich in einander flechten, ausgezieret.

Auf der rechten Seite ganz vorne ist ein weiter und erhabner Thron mit zween Stühlen, worauf der Scepter, und die Königliche Krone liegen. Auf eben der Seite, aber weiter hinter, ist der prächtige Eingang in erwehnten Tempel, zu welchem man auf einer breiten und Kostbahren Treppe kommt.

Ausserhalb der Schwibboben auf der rechten Hand, siehet man den Leichthurm, und den Hafen von Sidon, in welchem sich viele Schiffe befinden: Auf der linken Seite stehet der Kern von dem Macedonischen Fuss Volk im Angesicht des Thrones in Parade. Über und über ist ein Zusammenlauf von Stadtleuten, und Schäfern.

 

Unter dem Klange einer militarischen Musik kommt Alexander heraus, welchem die griechischen Officiers vergehen, und die Sidonischen Edelleute folgen. Hernach kommt Tamiris, darauf Agenor.

 

Alexander

Ihr Götter, die ihr mir zu Ehren 

stets meine Lorbeern sucht zu mehren, 

steht mir doch auch aus eurer Gnade 

Den Regungen des Herzens bei.

 

Laßt meinen Ruhm euch doch für allen

Als einen hellen Glanz gefallen:

Damit er immer ein Gestirne

Von Gütigkeit und Wohlthun sei.

 

Und was verzögert man? Der Tag ist bald vorbei: Wo muss der König bleiben müssen? Wo man Tamiris sein?

 

Tamiris

Zu Alexanders Füssen.

 

Alexander

Seh ich an dir denn die Prinzessin?

 

Tamiri

Ja. Ich bin es.

 

Agenor

Zweifle nicht: sie ist hier selber da.

 

Tamiris

Den Feinden zu verzeihn weiß meist ein jeder Held: Allein sei auf den Thron zu sehen weiß Alexander nur. Ich kann dir nicht entdecken, was sich vor Regungen vor dich in meiner Brust erwecken. Ich fürchte dich als Überwinder: ich ehr dich, wie man Helden kann: Ich lieb dich deines Wohlthuns wegen: Als einen Gott Beth ich dich an.

 

Alexander

Man ist sehr schön belohnt, wenn man die Grösse eines Throns mit einer Königin, wie du bist, kann vergnügen.

 

Tamiris

Ich habe ihn noch nicht bestiegen.

 

Alexander

Es fehlet nur noch wenig Zeit.

 

Tamiris

Hör nur. Agenors Redlichkeit zieht meiner Grösse Ruhm der eignen Liebe vor: ob ich nun so ein Herz der Grösse vorzuziehn mit Fug und Recht mich kann entbrechen: das sehe Alexander ein, derselbe soll darüber sprechen: Was Alexander würd´ in solchem Falle thun, das sei auch mein Entschluß, haben laß ichs beruhn.

 

Alexander

Und du konntst, da du liebst… (zum Agenor)

 

Agenor

Hör sie nur an: und sieh ob man so eine schöne Seele dem Thron entziehen soll.

 

Alexander

(zu Tamiris)

Und du befindest dich so dankbar gegen ihn!…

 

Tamiris

Vernimm ihn nur, und sprich ob eine solche Tugend wohl Züchtigung verdient. 

 

Agenor

Prinzessin, aber doch nur vor sehr kurzer Zeit, schienst du mir über das dir vorgeschlagene Vermählen von ganzem Herzen froh.

Tamiris

Nein. Aber weil du glaubst, als ob ich Ehrsucht mehr als Treu ergeben wär: So straft ich dich nur so.

 

Alexander

Ihr Götter! Was ist dies für Tugend! Was für Treu!

 

 

 

Achter Auftritt

Elisa und die vorigen

 

Elisa

Ach Herr, verschaffe Recht, mach daß ich ruhig sei.

 

Alexander 

Wer bist, und was verlangest du?

 

Elisa

Ich bin Elisa, und verlange vom Alexander Schutz vor ein bedrängtes Herz, das man mit Unrecht will aus allerschärfste plagen.

 

Alexander

Und wer beleidigt dich?

 

Elisa

Das wird dir Alexander sagen.

 

Alexander

Was thut dir Alexander denn?

 

Elisa

Ach! Er beraubet mich von aller meiner Ruh, von meinem einzgen Gut, er will so gar, daß ich soll vor Vedruß erblaßen. Ich leb allein in dem Amynt, er will mir den Amynt nicht lassen.

 

Alexander

Amynten! Und was für ein Recht hast du auf selben denn?

 

Elisa

Was für ein Recht? Gar viel. Ich habe als ein Kind sein Herze schon gehabt, und hab es bishierher in Fried und Ruh besessen. Der ist sehr ungerecht und Räubern gleich vermessen, der ohn dass ich es will, dasselbige verschenkt: Weil mein Herz an den Tod doch kein Abtreten denkt.

 

Alexander

Irr dich nicht, gutes Kind, es war Amynt der Schäfer nicht Abdolonimus der König, welcher dir vielleicht vor langer Zeit das Herz einmal versprach.

 

Sechster Auftritt

Amynt in Schäfer Kleidung, welchen andere Schäfer folgen, die auf zwei Becken die königlichen Kleider tragen, und die vorigen.

 

Amynt

Herr, ich bin noch Amynt, und Schäfer vor wie nach.

 

Alexander

Wie!

 

Amynt

Ja. Hier leg ich dir die königlichen Kleider (die Becken mit den Kleidern werden zu Alexanders Füssen gelegt). Zu deinen Füssen hin, und kehr im Schäfer Staat zu meiner lieben Heerde wieder, wo selbst mein Herze Ruhe hat.

 

Alexander 

So ist Tamiris nicht…

 

Amynta

Tamiris ist das Herz des größten Königs werth: Elisa aber hat es nicht verdient, dass ich der Untreu Schluß soll fassen. Als Schäfer hat sie mich erwählt, ich kann sie nicht als König lassen.

Elisa und der Thron solln nicht zusammen gehn; So bleib das Reich vor die, so sich darauf verstehn. Denn glaube mir nur, dass ein Schäfer der getreu, (Herr lass dich dieses nicht befremden?) mir lieber als ein großer König ohne alle Treu und Glauben sei.

 

Agenor

Was ist dies!

 

Alexander

Was hab ich gehöret!

 

Elisa

Agenor, hab´ichs nicht gesagt, dass mein Amynt mir zugehöret.

 

Alexander

Ihr Götter! Da mein Wunsch begehrt daß euch hier allerseits das Glück beständig lache, geh ich, dass ich zu meinen Schimpf euch alle unglückseelig mache. Nein dies soll nicht geschehn. So treue Liebe trennt ein Alexander nicht. Amynt, ich gebe dir Elisen hier zur Braut. Agenor soll nunmehr Tamiris eigen sein. Ihr ersten, steiget jetzt auf Sidons Königs Thron: Ihr andern sollet auch nicht mehr Vasallen sein. Ich wende mein ganz Glück mit Freuden dazu an auch euch ein Reich zu geben: Denn solche Tugend kann sich leicht zum Thron erheben.

 

Tamiris, Agenor

Wie groß!

 

Elisa, Amynt

O wie gerecht!

 

Alexander

Nun soll auch Sidon seinen König den Augenblick gekrönet sehn.

 

Amynt

Allein dies schlechte Kleid…

 

Alexander

Dies Kleid legt nicht umsonst dir jetzt der Himmel an. Er will dein glücklich Reich auf diese Art vielleicht im voraus prophezein. Die Könige sind stehst die besten, die immer gute Schäfer sein. 

 

Der Chor

Steig von dem Wald, und von der Hürde

Amynt, nun zu der Königs Würde.

Nur bleib uns deinem Volk, getreu, 

Daß stets der König Schäfer sei.

 

 

Ende

 

——————————-

 

 

 

 

 

 

Abschied

 

Großmüthigster Monarch,

Verzeih dem Musen Chor, 

Wen es geirret hat. Die Ehrfurchts volle Schaar
Magt sich nicht Herr, von Dir zu sprechen: 

Sie kennet die Gefahr, und die Gefahr giebt Rath, 

Sie kennet aber auch den heutgen grossen Tag, 

und weiß wie grosse Ruh den solchen frohen Stunden

Der Elb und Weichsel Strohm an selbigem gefunden.

Wer wüsste denn auch nicht

Wie groß dies Glücke sei? Wer ists, der nicht bedenckt,

Daß heute ein August, in Ihm der größte Held

Das Licht der Welt erblickt. Die andern gegen dir

Verlieren ihren Glanz: die seltenste der Tugend

Giebt Deinen gerne nach. Laß Alexanders Ruhm

Von dem geschicksten Schwan besingen:

Es kann kein Alexander sich zum Grad von Deiner Grösse schwingen.

 

Ihr grossen Götter, ach bewachet

den, der sich euch so ähnlich machet,

Erhaltet auch an ihm beständig

Die grösste Ehre unserer Zeit.

 

Gebt, daß er diesen frohen Tag

Noch Vielmahl wiedersehen mag:

Er weiht sich euch und unsere Wünsche

Sind gleichfalls euch vor ihn geweiht.

 

Alle

Vermehrt durch unsere Seine Tage

Bis in die späte Ewigkeit.

 

ENDE

 

 

 

Anhang: der „Abschied“ auf Italienisch

 

LICENZA

 

Ah dell´aonio Coro,

Magnanimo Monarca,

Scusa l´error! Di te parlar non osa

La schiera rispettosa. Il suo periglio

Troppo conosce, ed é l´error consiglio.

Ma sa qual giorno é questo: 

Ma sa ben quanto denno a dí sí lieto

Elba, Vistola, senna, Inno, e Sebeto.

E chi iggnorar potrebbe

La sua felicitá? Chi non rammenta 

Ch´oggi nasce un AUGUSTO, ed in AUGUSTO

Il maggior degli eroi? Tutti son gli altri

Oscuri innanzi a te: cede alle tue 

La piú rara virtú: le glorie, i pregi

Vantin pur d´Alesandro i cigni ascrei:

Non é grande Alessandro ove tu sei.

 

La bella vostra Immago

Deh custodite o Dei

E conservate in lei

Di nostra etá l´onor.

 

Tornar da lidi eói

vegga, di luce adorni,

Mille di questi giorni

Il vostro imitator.

 

TUTTI

Ed accrescete a suoi

I nostri giorni ancor.

 

 

FINE

Allegro man non troppo B-Dur

Flutes, Violin 1, Violin 2, Viola, Bc

00:00 / 04:06

Allegretto D-Dur

Flutes 1-2, Oboe1-2, Violin 1, Violin 2, Viola, Bc

00:00 / 03:53

A giusto tempo d-moll

Violin 1, Violin 2, Viola, Bc

00:00 / 06:25

Allegro B-Dur

Oboe, Violin1, Violin 2, Viola, Bc

A giusto tempo a-moll

Violin 1, Violin 2, Viola, Bc

00:00 / 01:37

Allegretto G-Dur

Violin 1, Violin 2, Viola, Bc

00:00 / 02:33

Recitativo accomp. C-Dur

Aria con sordini (Moderato?) Es-Dur "Von dergleichen"

Violin 1, Violin 2, Viola, Bc

00:00 / 06:54

Andante ma non troppo

c-moll

Violin 1, Violin 2, Viola, Bc,

B-Part: Horns Mi b, Oboe 1-2, Extra Cello (Kontrabass?)

00:00 / 05:22

(Andante maestoso?) C-Dur

Violin 1, Violin 2 (Con flauti) Viola, Bc

00:00 / 09:39

Moderato G-Dur

Horns in G, Violin 1, Violin 2, Viola, Bc

00:00 / 01:37

G-Dur

Horns in G, Oboe, Violin 1, Violin 2, Viola, Bc

00:00 / 01:18
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