Zur Eröffnung der Tage des griechischen Liedes im Amphitheater am Stadtpark in Zgorzelec war diesmal die Vorsitzende des Vereins Ars Augusta eingeladen, um über ihre Kindheit in Zgorzelec, über Griechenland und über Ars Augusta e.V. zu sprechen.
Die Veranstaltung wurde von der Stadtbibliothek in Zgorzelec organisiert und wie folgt beworben: "Die Kultur kennt keine Grenzen. Treffen mit Eleni Triada Ioannidou"
Die Städtische Öffentliche Bibliothek in Zgorzelec lädt Sie zu einem Treffen mit einer herausragenden griechisch-polnischen Opernsängerin, geboren in Wrocław, Kulturanimatorin in Niederschlesien und Sachsen, Gründerin und Leiterin des Vereins Ars
Augusta in Görlitz, und einer faszinierenden Frau, was zweifellos Eleni Triada Ioannidou das ist. Das im Rahmen des 24. Internationalen Festivals des griechischen Liedes organisierte Treffen findet am 22. Juli (Freitag, 18:00 Uhr) im Städtischen Kulturzentrum in Zgorzelec (ul. Parkowa 1) statt. Sie ist eine berühmte Opernsopranistin, Preisträgerin vieler Gesangswettbewerbe und eine geschätzte Interpretin von Rollen des weltweiten Repertoires. Sie trat unter anderem auf in Japan, Frankreich, Deutschland, Italien, Kolumbien. Sie trat erfolgreich auf den Bühnen der Athener Nationaloper, der Mailänder Scala, des Teatro Massimo di Catania und des Teatro Donizetti di Bergmo auf. Sie sang mit Jose Carreras bei Megaron Mousikis in Athen. Seit 2015 ist sie Produzentin von Musikveranstaltungen. Sie lebt in Görlitz, wo sie zusammen mit Heinz Müller (Autor, Musiker und Tontechniker) Workshops organisiert und ein Tonstudio betreibt. 2017 gründeten sie gemeinsam den Verein Ars Augusta, der junge Künstler fördert, Ensemble und Musikprojekte gründet, in einem Satz – sie trägt zu unserem regionalen Erbe bei.
Die Tätigkeit im Bereich der Hochkultur ist heute kein Rosenpfad und war es wahrscheinlich auch nie. Sein Empfang erfordert jedoch zumindest eine elementares vorbereitetes Umfeld, und das ist bei uns nicht sehr gut. Trotzdem gibt Ioannidou nicht auf und kämpft gegen den Widerstand der Materie. Das Geheimnis ihres Glaubens an die Richtigkeit des eingeschlagenen Weges mag in der Triade liegen, dem zweiten Namen von Eleni, der sie kennzeichnet und charakterisiert. Die platonische Triade ist: Wahrheit, Gut und Schönheit. Bestimmen diese Werte tatsächlich sein Handeln? Kommen Sie zum Treffen und überzeugen Sie sich selbst – wir laden Sie ein."
Die gebildeten Leute in der Stadtbibliothek wussten schon etwas mehr über den zweiten Vornamen (Triada), einen in Griechenland ungewöhnlichen Namen, der eigentlich ein Wunsch von Elenis Mutter war: Als Polin und Philhellenin war sie hingerissen von Klang und Schönheit dieses archaischen Wortes. Und mit dieser Frau, Danusia, begann das Interview. Hier sind die Fragen und Antworten des Interviews, wie sie von Eleni vorbereitet wurden.
Sie sind in Breslau geboren. Und Sie sind in Griechenland aufgewachsen, erzählen Sie uns bitte ein paar Worte über dieses schöne Land, was bedeuetet für Sie "Griechenland"?
Ich habe Griechenland in Wrocław kennengelernt, und zwar nicht einmal von meinem griechischen Vater, sondern von meiner Mutter, die Polin ist. Wenn ich mich mit griechischer Mythologie und griechischer Geschichte auskenne, dann verdanke ich das nicht meinem Vater, der an solchen Themen eher desinteressiert war. Mein Vater war Grieche und meine Mutter liebte Griechenland. Es gibt Menschen, die in Griechenland leben, und Menschen auf der ganzen Welt, die einen griechischen Geist haben, die sogenannten Philhellenen. Eine von ihnen war meine Mutter Danusia. Ich erinnere mich noch an die Bücher, die sie gelesen hat: Bücher von Jadwiga Żylińska zum Beispiel, "Amazonen, Priesterinnen und Hexen".
Sie besuchte und feierte im "Club der Griechen" in Wrocław und sie liebte alles an dieser Kultur: so verliebte sie sich in meinen Vater. Später kaufte sie uns Kinderbücher mit Mythen über die griechische Götter und Helden, wir besuchten zusammen jedes Jahr die Akropolis und alle anderen Tempel in Griechenland.
Heute lebt Mama in Oropos bei Athen. Obwohl sie große Probleme mit der Finanzkrise hatte, will sie das Land nicht verlassen, sie sagt "ich bin Griechin". Fazit: Griechenland ist ein Universum, eine große universelle Seele jenseits der Staatsgrenze. Aber Griechenland als Land ist die Quelle dieses Geistes, ich meine die ganz besondere Natur dieses Landes. Das Licht ist in Griechenland anders, es ist stärker, und die Natur ist wunderschön und voller Gaben, die Menschen, die dort leben, denken anders, sind glücklicher und weil die Natur so großzügig mit den Menschen ist, sind die Menschen es auch: kein Wunder dass in so eine Natur die Philosophie und Ästhetik an die ganze Menschheit großzügig geschenkt wurde. Ich habe den Geist Griechenlands durch meine Mutter erkannt, nicht nur durch meine griechische Familie.
Görlitz-Zgorzelec ist Ihnen nicht unbekannt. Sie hatten hier eine Familie, möchten Sie uns die Geschichte über Ihre Familie erzählen?
Es stimmt, diese Stadt ist mir nicht fremd. Ich habe hier als Kind meine Urlaubstage verbracht, weil meine Großmutter Eleni und geliebte Tante Sofia und Onkel Kostas hier mit ihren Kindern lebten, meine Cousins Thomas, Archondula und Charilakis, die heute in Griechenland leben, und die liebe Eleutheria, unsere einzige Ärztin in der Familie, die jung aus Krebs gestorben ist. Mein Opa Vassiolios ist vor unseren Geburt gestorben: er liegt heute im Friedhof in Zgorzelec.
Ich wurde 1972 geboren und wir kamen zurück nach Griechenland, als ich 6 Jahre alt war. Alles, woran ich mich aus dieser Zeit erinnere, blieb in meiner Erinnerung wie der Traum von einer glücklichen Kindheit, der mich in meinen späteren Jahren überall hin begleitete. In Zgorzelec erinnere ich mich an die Straßen, durch die meine Mutter und ich zum Stadtpark gingen. Meine Mutter sagte, wenn sie mit mir im Kinderwagen auf die deutsche Seite der Stadt gefahren ist, haben die Leute mich bewundert und gemocht, weil so ein schwarzes Kind dort exotisch war. Ich erinnerte mich auch an den Granit in der Mitte des Parks mit seinem Geruch der Kohle, und wo immer ich diesen Geruch wieder spürte, erinnerte ich mich an Zgorzelec. Ich sah auch oft einen Traum, in dem es einen wunderschönen griechischen Tempel in der Mitte eines großen, wunderschönen Parks gab. Heute weiß ich, dass ich vom Dom Kultury geträumt habe, nur dass ich als Kind alles riesig empfunden habe. Diese neoklassische Ästhetik gab mir das Gefühl, in Zgorzelec und Görlitz ein kleines "Griechenland" zu sehen, wenn ich bedenke, was ich zuvor gesagt habe: dass Griechenland ein großer universeller Geist ist.
Meine Großmutter hatte eine kleine Wohnung in der ulica Stefan-Okzej nr 5, das Interieur hatte etwas Orientalisches. Die Familie meines Vaters stammte wie die meisten politischen Flüchtlinge aus Nordgriechenland, aus Pontos an der Küste des Schwarzen Meeres: sie wurden aus ihrer Heimat in den 1920er Jahren vertrieben. Sie hatten noch die Traditionen der Griechen, die Jahrtausende in Anatolien lebten und die wir heute noch in Ländern wie Georgien, dem Kaukasus, Armenien sehen: zum Beispiel Wandteppiche über dem Bett.
Tante Sofia und Onkel Kostas lebten in einer älteren Wohnung in der ulica Sienkiewicza 2. Sie waren Partisanen im Krieg und verloren im Winter auf dem Gebirge, er sein Bein und sie ihre Zähen. Ich fühlte mich in der kleinen Altbauwohnung wie in einem Palast: Parkettboden, große Räume, hohe Decken, eine große Küche und eine Speisekammer mit einer Kaffeemühle an der Wand. Ich habe nie so schöne Wohnungen in Griechenland gesehen. Diese Schönheit postdeutscher Wohnungen ist mir in Erinnerung geblieben und hat mich immer wieder inspiriert.
Sie haben das Gesangsstudium in Volos mit Auszeichnung abgeschlossen, sind aber auch Agraringenieurin und Sie haben auch in Wien wissenschaftlich gearbeitet. Sie sprechen auch viele Sprachen. Wie kommt diese Vielseitigkeit?
Dass ich ein "seriöses" Studium hinter mir habe, liegt daran, dass Musik und Kunst in Griechenland wirklich nicht als "Berufe" gesehen werden. Du musst etwas "Ernstes" studieren. Unsere diesjährige Liedwettbewerb-Preisträgerin, auch Griechin, ist Mathematikerin. Seit meiner Kindheit liebe ich die Musik, besonders das Klavier. Es ist auch meine Mutter, die mich dazu gebracht hat, klassische Musik zu lieben. Weil sie Platten gekauft hat, vor allem Chopins Musik: heute kenne ich seine ganze Musik auswendig, und Beethovens Sinfonien mit Otto Klemperer, für den ich heute weiß, dass der große Dirigent in Wrocław geboren wurde.
Aber ich hatte ein Talent zum Lernen, ich war eine Klassenbeste "Streberin". Das bedeutete nur, dass ich auf die Universität gehen sollte. Die Hauptfrage ist natürlich immer was? Ich wollte Architektin werden. Aber als das Staatsexamen kam, habe ich mich für Mathematik (Lehramt) und andere Akademien, auch eine Landwirtschaftsakademie, beworben. Am Ende haben mir die Punkte des Exams zum Studium der Pflanzenproduktion gebracht und habe mir gesagt: "Ich bleibe das Semester und nächstes Jahr werde ich meine Prüfung wiederholen". Aber dann war das erste Fach "Biologie", der Professor war fantastisch und ich bin geblieben. Mich faszinierte das Studium der Natur. Pflanzen, wie die Natur funktioniert, wie wichtig Ökologie und Naturschutz sind! Heute bin ich dankbar, dass mich das Schicksal dorthin geführt hat und dass ich heute so viel weiß, auch dass unser Klima hier sehr gut für Wein geeignet ist.
Künstler, Wissenschaftler etc. - sie mögen in ihrer eigenen Disziplin gut sein, aber das ist noch nicht alles. Wenn der Künstler nichts zu sagen hat, macht er leere, langweilige Kunst. Und ein Wissenschaftler, der sich nur um Geld oder Karriere kümmert, hilft der Welt nicht, aber genau deshalb wurde er berufen. Kunst und Wissenschaft ist eine Berufung, kein Job. Ich habe übrigens schon immer Menschen bewundert, die sich sowohl mit Kunst als auch mit Wissenschaft auseinandergesetzt haben. Zum Beispiel Albert Schweizer, der Organist, der auch Arzt war.
Als Menschen müssen wir uns für den Rest unseres Lebens weiterbilden: möglichst umfassend: Geschichte, Natur, Welt, Anthropologie, wir müssen reisen, auch länger in anderen Ländern leben, Sprachen lernen um Zeitungen und Bücher in die Originalsprache lesen zu können. Klassische Bildung ist sehr wichtig und hilft, sich selbst und die Welt kennenzulernen. Was die Sprachen betrifft, ich spreche davon sechs, aber leider keine davon perfekt. In Griechenland haben wir in der Schule Französisch gelernt und dort muss jeder Englisch sprechen. Ich habe auch sehr früh Deutsch gelernt.
Als Kind war ich bezaubert von der Literatur Thomas Manns und wenn ich Schuberts Lieder hörte, wiederholte ich sie, verstand sie aber nicht. Ich habe meine Mutter einmal gebeten, mich an eine deutsche Schule zu schreiben, und mit 16 hatte ich schon ein Diplom vom Goethe-Institut.
Es war ein Schicksal, dass ich mit dem Gesangsstudium in Volos begann, wo ich Landwirtschaft studierte. Volos ist eine Stadt, die man "das Wien Griechenlands" nennt, weil sie viel Kultur hat. Ich wollte Klavier lernen, aber am Konservatorium wurde mir gesagt, dass ich mit 18 zu alt sei. Dann hörte ich dort eine schöne Stimme, die mich verzauberte. Ich fragte, ob ich in diesem Alter singen lernen könnte, und sie sagten ja. Dann begann dieser Weg, der nicht einfach war, denn die Opernwelt ist sehr schwierig. Aber andere Talente zu haben, hat mir auf diesem Weg immer geholfen. Ich habe keine phänomenale Stimme. Aber ich hatte den Ruf, auf der Bühne charismatisch zu sein, und sehr oft weinten die Leute, wenn ich sang. In meinem Fall war ich eher eine Künstlerin als eine Sängerin, ich hatte kein tolles Instrument, aber ich konnte coole Sachen damit machen und Geschichten erzählen.
1998 gewannen Sie das Stipendium "Alexandra Triandi", das war der Beginn Ihrer Karriere. Erzählen Sie über die wichtigste Momente dieser Laufbahn?
Das Stipendium war eine der vielen Auszeichnungen, die ich erhalten habe. Es waren immer Menschen unterwegs, die etwas in mir erkannt haben. Sie waren selbst großartige Künstler und ich bin ihnen nur dankbar.
Kitsa Damasioti war eine Mezzosopranistin, die an der Wiener Staatsoper sang und in Düsseldorf festes Ensemblemitglied war: sie spielte uns die Aufnahmen der Wagner "Wesendock-Lieder" mit einem ganz großen Dirigenten, ich glaube Leopold Stokowski. Kostas Paschalis, mit dem ich mich am Athenaeum perfektioniert habe, einer der herausragendsten Baritone Griechenlands, der auch im Ausland eine große Karriere hinter sich hatte. Als ich in der Gesellschaft von Musikfreunden am Wettbewerb um das Stipendium teilnahm, wurde ich von Grigoris Lambrakis gehört, einem sehr bedeutenden Kulturmenschen Griechenlands, der seine Lehrerin Aleksandra Triandi liebte und für sie dieses Stipendium stiftete.
Beim diesjährigen Wettbewerb war der jetzige Leiter der Gesellschaft der Musikfreunde, Herr Charkiolakis, in der Jury. Er erzählte mir, dass Alexandra Triandi eigentlich eine der Gründerinnen der Gesellschaft der Musikfreunde war und eine wichtige Sängerin von Liedern – nicht Oper. Ich sehe hier auch etwas Schicksalhaftes, denn es gibt zwei Stipendien für Sänger in Griechenland: „Maria Callas“ und „Alexandra Triandi“. Maria Callas, große Operndiva und Alexandra Triandi, Gründerin einer Musikinstitution und unbekannte Sängerin. Und ich habe ein Stipendium auf ihren Namen bekommen.
Mit dem Geld habe ich ein Jahr in Wien studiert, das zweite Jahr in Italien, dann habe ich angefangen, im Chor der Arena di Verona zu singen, um Geld für das Studium zu verdienen. Es war aber eine tolle Erfahrung. Ich habe dort zum Beispiel im Verdi-Requiem unter der Leitung von George Pretre gesungen: Es war eines der schönsten Musikerlebnisse meines Lebens. Und ich habe dort die Oper direkt auf der Bühne erlebt: es ist schön, in einem Chor zu singen! Ich habe gleichzeitig an Wettbewerben teilgenommen und es war Jose Carreras, der mich beim Verdi-Wettbewerb in Busseto hörte und mich zu einem Benefizkonzert in Athen einlud. Ich fühlte mich wie Aschenputtel!
Aber der große Start als Solistin war die Aufführung von Szenen aus "La Traviata" in Stages in Orvieto im Jahr 1998. Ich werde nie vergessen, was passierte, als ich „Addio del passato“ sang. Erdbeben im Theater. Die Leute sind verrückt geworden, weil ich den Schmerz der Kamiliendame so intensiv gespielt habe. Dann wurde mir klar, dass ich eher eine Schauspielerin als eine Sängerin bin. Ich hatte schon immer viele Zweifel, ob ich gut genug für diese schöne Kunst bin. Aber Verdi und Mozart haben mir immer sehr geholfen: Ich betrachte diese beiden Geister als meine Beschützer. Ich habe viele Wettbewerbe mit Verdi und Mozart gewonnen. Überall wo ich "Pace, pace mio Dio" mit einem pianississimo Si-bemole gesungen habe, war eine Auszeichnung. Aber auch Leonora aus Trovatore und Fiordiligi aus "Cosi fan tutte" haben mir Türen geöffnet. Leonora war eine großartige Rolle für mich. Damals konnte ich C pianissimo singen. Eine sehr schwierige Sache. Und als ich die hohen Töne sehr leise sang, fingen die Leute an zu weinen. So sang ich eines Tages Leonora im Trovatore in der Mailänder Kammeroper und ein Musikkritiker hörte mich und sagte etwas über mich an Leyla Gencer, der damaligen Direktorin der Academia della Scala. Leyla war halb Polin und halb Türkin. Auch Schicksal. Ich sang "Tacea la notte " und "D'amor sull ali rosee" für Leyla und das war's. Hat Leyla etwas in mir erkannt? Sie nahm mich mit zur Accademia und ich gab mein Debüt mit zwei Rollen in Donizettis Opern, im Teatro degli Arcimboldi (als die Scala saniert wurde) und Teatro Donizetti di Bergamo. Während der Zeit in La Scala schaute ich mir alle Proben von Riccardo Muti, ich bewunderte diesen Mann, und nahm kostenlose Meisterkurse mit Menschen wie Luigi Alva, Christa Ludwig, Teresa Berganza u.a.
Jedenfalls sagte Leyla damals, sie wolle mir helfen, um zu zeigen, "dass es Freundschaft zwischen Griechen und Türken geben könne". Ich werde das niemals vergessen.
Dann gewann ich den Giuseppe di Stefano-Wettbewerb in Trapani, und der Preis war das Debüt der Rolle der Fiordiligi in Mozarts "Cosi fan tutte", die Rolle, die ich in "Maggio musicale Trapanese" unter der Regie von Michał Znaniecki sang, der hier sehr berühmt ist. Dieses Debüt erleichterte mir die Rolle im Mozartjahr 2006 in Athen als Gräfin in "Nozze di Figaro" und dann 2008 in der Mailänder Scala wieder als Fiordiligi zu singen, in der berühmten letzten Regie von Giorgio Strehler, am Teatro Strehler. Es war eine unglaublich schöne Erfahrung, denn Strehlers Theater ist einzigartig: Dieser Mann hatte eine ganze Philosophie und Vision des Theaters. Zum Beispiel ein Theater ohne Elektrik, nur pneumatische Technik – Pneuma bedeutet auf Griechisch Geist - spiritus.
Ich hatte keine großartige Karriere, aber ich habe den Segen erhalten, viele Dinge von großartigen Menschen zu lernen, die ich jetzt weiterhin lehren und jungen Sängern helfen kann. 2015 habe ich angefangen, Opern zu produzieren, dieses Jahr habe ich einen Gesangswettbewerb initiiert und war Jurorin. Ich bin Produzentin, vielleicht keine schlechte. Das ist Erfüllung!
Im Jahr 2017 kamen Sie nach Görlitz. Warum haben Sie sich entschlossen in Görlitz zu wohnen?
2010 bin ich von Verona nach München gezogen. 2012, vor genau 10 Jahren, habe ich meinen Mann Heinz Müller kennengelernt, mit dem wir mittlerweile auch beruflich zusammenarbeiten, weil er ein fantastischer Tontechniker ist und wir alles, was wir machen, professionell aufnehmen können. Die Probleme begannen ab 2015. Ich hatte einen schweren Unfall mit einer Straßenbahn, unsere Wohnung ist abgebrannt. Es war eine Krise, in der ich das Gefühl hatte, dass der beste Weg darin bestand, „in meine Heimat zurückzukehren“. Etwas in meiner Seele sagte mir: „Du fändest Ruhe dort..." (wie im Lied "Lindenbaum" von Schubert). Dieses Gefühl war richtig. Das Mutterland gibt in Krisenzeiten immer große Kraft. Das sage ich sehr oft und deshalb man kritisiert mich, besonders in Deutschland, weil "Heimat" dort fast ein Schimpfwort ist. Aber Heimat, Familie, das eigene Land, das sind Quellen von Kraft.
Nun, ich wollte nach Hause, und das ist Wrocław. Aber Heinz spricht kein Polnisch und wollte seinen Sitz nicht von Deutschland nach Polen verlegen. Also haben wir uns auf Görlitz-Zgorzelec geeinigt, das war auch ein tolles Geschenk des Schicksals, weil diese Stadt unglaubliches Potenzial hat, Schönheit, tolle Menschen und gibt mir so viele Geschenke, wie zum Beispiel, dass ich hier sitzen und vor diesem Publikum sprechen darf.
Bitte erzählen Sie mir etwas über den Verein Ars Augusta
Ars Augusta ist für mich eine Tür, die mir die Möglichkeit öffnet, alles zu tun, wovon ich seit meiner Kindheit geträumt habe: Ich liebe Musik und Theater, Geschichte und Erbe, aber wir leben in einer sehr schwierigen Zeit für die Kultur. Geld wird für andere Dinge, wie Krieg, ausgegeben. Die Kunst steckt in einer großen Krise aber Förderanträge können über einen gemeinnützigen Verein einfach gestellt werden. In vielen Projekten haben uns Stiftungen, Sponsoren und auch die Kultusministerien sehr geholfen.
Dann ist diese Gegend wie ein archäologisches Paradies. Es gibt so viel Geschichte, die aufgrund historischer Probleme einfach in Vergessenheit geraten ist!
Ein Großteil der Geschichte Sachsens (Heimat von Winkelmann) und Schlesiens ist auch mit Griechenland verbunden. Die Oper „Issipile“ von Antonio Bioni zum Beispiel, die ich vor einem Jahr in Wien entdeckt habe, ist auf das Libretto von Metastasio geschrieben, und fast alle seine Barockopern haben ein Thema aus der griechischen Mythologie. "Issipile" ist eine von 24 Opern, die der venezianische Komponist Antonio Bioni für die Breslauer Oper geschrieben hat, die die Habsburger kurz vor der Ankunft Friedrichs des Großen gründeten. Das katholische Schlesien hatte eine erstaunliche Operntradition, jede kleine Stadt hatte eine Oper für die Habsburger Adelige und die Jesuiten: "Issipile" war die größte und wichtigste Entdeckung, die ich gemacht habe, und ich bin sehr stolz darauf.
Auch vieles aus dem Kreis der Brüder Gerhart und Carl Hauptmann habe ich wiederentdeckt. Im Rahmen eines INTERREG-Projekts habe ich 2018 das "Festspiel" von Gerhart Hauptmann ins Polnische übersetzt. Das ist ein pazifistisches Drama, das Hauptmann zur Eröffnung der Jahrhunderthalle 1913 für Max Reinhardt schrieb, ein Jahr nachdem er den Nobelpreis erhielt und ein Jahr vor Kriegsausbruch. Auch Griechenland ist darin, denn es endet mit einem pazifistischen Monolog der Göttin Athene, die 1913 sagte, dass alle Nationen einander lieben sollten. Ich habe Grzegorz Zak (einem Musiker) den Übersetzungs-Auftrag gegeben und er hat einen fantastischen Job gemacht, weil er in Reimen schreiben konnte, was nicht jeder Übersetzer kann! Später entdeckte ich die Lieder der Komponistin Anna Teichmüller, die in Szklarska Poręba lebte und Lieder zu Karls Gedichten schrieb, und wir nahmen sie auf. Hier habe ich einen Band in Polnisch und Deutsch, das jeder sich nehmen kann.
Vor einem Jahr haben wir Martin Opitz wiederentdeckt, den großen Dichter aus Bolesławiec, und so weiter! Dieses Jahr mache ich einen Workshop über die Metastasio-Oper "Re Pastore" (aus dem Leben Alexanders) von Johann A. Hasse, die Oper wurde 1762 in Warschau während der Regierungszeit des sächsischen Königs von Polen August III uraufgeführt. Gestern Abend habe ich das Libretto, das ich bei Polona gefunden habe, auf Polnisch umgeschrieben damit polnische Sänger das italienische Libretto verstehen können.
Wir tun auch viel, um die polnische Kultur in Deutschland mit Hilfe polnischer Künstlern zu verbreiten. Zum Beispiel haben wir vor einem Jahr die Lieder von Ludomir Różycki studiert, wir haben viel polnische Musik im Augusta-Kultursalon, in der Augustastraße 6, wo wir leben und Konzerte geben, gespielt. Und für die nächste Ausgabe des Liedwettbewerbs möchte ich einen Wettbewerb für die Komposition eines Liedes von Jan Kochanowski eröffnen, das Lied soll dann ein Pflichtlied beim Lied-Wettbewerb sein.
Ich liebe Griechenland, aber ich liebe auch Polen. Ich bin Gott sehr dankbar, dass ich dieses Land Heimat nennen darf!
Welche sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Zu den wichtigsten Projekten des Vereins zählen die Gründung des Lausitzer Barockensembles, mit dem wir Workshops, Opern und Konzerte durchführen, sowie der Bolko von Hochberg-Liedwettbewerb, der im Juni 2022 in Görlitz-Zgorzelec ins Leben gerufen wurde. Bolko von Hochberg habe ich vom ersten Tag meiner Ankunft in Görlitz an entdeckt, als ich die Stadthalle gesehen habe. Wow - was für ein tolles Denkmal. Als ich erfuhr, dass Bolko (ein polnischer Name für einen deutschen Nachnamen) diesen Saal für das Schlesische Musikfest gebaut hatte und dass er auch Komponist war, war mir klar: Das ist Berufung. Damals war Anne Marie Franke Kulturreferentin im Schlesischen Museum, die das Projekt mitfinanzierte, Bolkos Lieder aufzunehmen und eine Biografie zu schreiben. So fing alles an.
Wir werden jetzt für die nächste Edition im Jahr 2024 mit der Suche nach Sponsoren beginnen. Wir sind für jede Hilfe dankbar und ich werde die Stiftung für polnisch-deutsche Zusammenarbeit anschreiben - ich weiß noch nicht mit welchem Partner. In einem Jahr wird es einen Wettbewerb geben und im nächsten eine Reihe von Liederabenden.
Jetzt starten wir zum Beispiel eine Reihe solcher Konzerte. Am 2. Oktober im Schloss Fürstenstein/Zamek Książ, wo Bolko geboren wurde. Um 18:00 singen der niederländische Bariton Vincent Kusters und die bulgarische Pianistin Doriana Tchakarova Lieder nach Gedichten des großen schlesischen Dichters Joseph von Eichendorff und Liedern von Bolko. Und zuvor tritt die griechische erste Preisträgerin Vassia Alati in Ottobrunn bei München auf, denn München ist sehr eng mit Griechenland verbunden. Und der Oberbürgermeister von Ottobrunn stiftete 6.000 Euro für den ersten Preis.
Alle Filme des Wettbewerbs können Sie sich auf unserem YouTube-Kanal ansehen, dort können Sie uns auch folgen.
Mein größter Traum ist es schließlich, in Görlitz eine Theater-Musikakademie zu gründen, als Creative Europe Desk Projekt mit Polen und Griechenland. In Polen habe ich einen großartigen Partner: das Łazienki-Museum, wo sich das griechische Amphitheater und das Barocktheater von August Poniatowski (mein polnischer Lieblingskönig) befinden, und in Griechenland das Kulturzentrum in Kozani, wo mein Vater herkommt. Ist das nicht wie das Schließen eines Kreises?
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Nach dem Interview, veröffentlichte die Staatsbibliothek folgenden Bericht. Für ihr aufmerksames Zuhören und die Gelegenheit die mir gegeben wurde, der Welt zu sagen was mir wichtig ist, kann ich nicht dankbar genug sein.
(Übersetzung des Berichtes: "Ein Star der ersten Größenordnung")
"Zur Eröffnung des 24. Internationalen Festivals des griechischen Liedes lud die Städtische Öffentliche Bibliothek in Zgorzelec die Einwohner von Zgorzelec ein, Eleni Triada Ioannidou zu treffen. Die griechisch-polnische, berühmte Opernsängerin lebt heute in Görlitz, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann Heinz Müller (Autor, Musiker, Tonmeister) den Verein Ars Augusta leitet.
Eleni Ioannidou erzählte von ihren griechisch-polnischen Wurzeln. Geboren in Breslau in der Familie des Griechen Theodosios und der Polin Danuta, die eine echte Hellenophile war. Und es war die Mutter, die ihren Töchtern am meisten über Griechenland erzählte. Der Großvater meiner Mutter hat kleinen Mädchen die Leidenschaft für klassische Musik eingeimpft, er hatte eine große CD-Sammlung mit Werken von Chopin, Beethoven und anderen großen Komponisten, die er oft gespielt hat. Die nächste Station in Elenis Leben war die Kindheit und Jugend in Griechenland, und auch hier war die polnische Mutter die treibende Kraft, um die Geschichte, Kultur und Architektur von Hellas kennenzulernen.
Eleni erhielt eine gründliche musikalische Ausbildung, gewann Preise bei zahlreichen Gesangswettbewerben, trat auf den großen Musikbühnen Griechenlands, Japans, Frankreichs, Italiens, Deutschlands und Kolumbiens auf. Neben dem Musikstudium studierte sie auch ... Landwirtschaft - mit Abschluss als Diplom-Anlagenbauingenieurin. Sie sagt über sich selbst, dass sie sich für viele, sehr unterschiedliche Dinge interessiert und eigentlich alles wissen möchte ...
Seit 2015 ist sie Musikproduzentin, 2017 gründeten sie gemeinsam mit ihrem Mann den Verein Ars Augusta in Görlitz. Sie fördern junge Musiker, organisieren Workshops und gründen klassische Musikensembles. Das letzte abgeschlossene Projekt war der Liedwettbewerb Bolko von Hochberg, dessen erste Ausgabe dieses Jahr in Zgorzelec und Görlitz stattfand. Ioannidous Traum ist es, das künftig in der Stadthalle zu veranstalten, wo – wie er sagt – eine sehr gute Akustik herrscht.
Eleni Ioannidou zeigte sich am Freitagabend als eine Person voller interessanter Ideen und als dynamische Produzentin. Gleichzeitig ist sie ein sehr offener und herzlicher Mensch und besticht vor allem durch ihre persönliche Kultur und Bescheidenheit, die sie trotz der großen Erfolge, die sie in ihrem künstlerischen Leben erzielt hat, sogar ausstrahlt. Nach Ansicht vieler Zuschauer war es ein gut organisiertes und durchgeführtes Treffen, und Eleni Triada Ioannidou entpuppte sich als Star ersten Ranges. Vielen Dank für die Annahme der Einladung und wir freuen uns auf weitere Treffen unter der Schirmherrschaft der Städtischen Öffentlichen Bibliothek in Zgorzelec."
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