Dritte Handlung (3.Akt)
Erster Auftritt
Der innere Theil von einer großen und angenehmen Grotte, welche in lebendigen Steinen von der Natur wunderlich gemacht ist: die sich durch das lebhafte Grün verschiedner Bäume, welche entweder von oben herab hangen, oder ganz herum winden, unterscheidet, und größstenteils damit bedecket ist: und von einer Quelle hellen Wassers erfrischet wird, welches im schieffen herablauffen sich bald verbirget, bald sehen lässt, und sich endlich gar verlieret. Die weiten Öffnungen, die die ganze Lage helle machen, lassen verschiedene angenehme und ungleiche Hügel von weitem sehn, und in einer kleinen Entfernung entdecket man etliche Soldaten Zelter, welche zu erkennen geben, dass dieses ein an dem Griechischen Lager nahe gelegener Ort sei.
Amynt allein
O weh! Die Sonne sinkt. Die Zeit ist schon vorbei, die mir zu meinem schwer und grossem Überlegen Agenor eingeräumt. Bei einem jeden Blatt, das durch die Luft sich rühret, dünkt mich, er käme schon und hohlte den Bescheid. So lange als ich lebe bin ich kein einzigmahl in solcher Angst gewest. Elisa will, ich soll bedenken, wie zärtlich, wie getreu, wie groß sie mich geliebt. Agenor machet mich durch vielerlei Begriffe von lauter Ehre matt. Nun lauffe ich Gefahr entweder schlecht zu thun, wo nicht die Treu zu lassen, darüber wank, und zittre ich, und weiß doch keinen Schluß zu fassen. Heisst dies ein König sein? So köstlich lebet man im Purpur, und im Gold? Verdammt, verwünschte Tracht! Strafft oder lohnest du? So lang, als ich dich trage, ist mein Vergnügen hin, und fühle nichts als Plage. Da ich ein schlechtes Kleid… ich unglückseeliger! Agenor kommet schon. Was sag´ich nun zu ihm? Ich kann ihm weder folgen, noch kühnlich wiederstehn. Er hat mein ganzes Herz in allzuviel Gewalt. Er schilt mich, und ich muß ihn lieben: Ich ehr´ihn auf die größte Art, und er verursacht mir Betrüben. (er bedenket sich, und ist hernach entschlossen) Nein, nein, deswegen sei nur zwischen uns kein Streit.
Andrer Auftritt
Agenor, und der Vorige
Agenor
Treff´ich mein König, dich, noch unentschlossen an?
Amynt
Nein.
Agenor
Ist der Schluß gefasst?
Amynt
Ja.
Agenor
Und was wird gethan?
Amynt
Ich will die Schuldigkeit die mir gebeut, erfüllen.
Agenor
So ist es, Alexandern nun zu sehn, nicht wieder deinen Willen?
Amynt
Ich mache eben jetzt mich auf den Weg zu ihm.
Agenor
Du siehst wohl, daß der Thron, und die Elisa sich nicht zu einander schicken.
Amynt
Du hast vollkommen Recht.
Und der vergehet ein Verbrechen der gegen einen gütgen Held, der Kron und Scepter kann verschenken, sich noch zur Gegenwehre stellt.
Agenor
O glücklicher Amynt! Welch eine Gattin giebet der Himmel heute dir. Wenn sie ein König liebet, so ist sie es auch werth.
Amynt
Mein Freund, ich seh´es ein wie sehr ich glücklich bin. Es wird nicht nöthig sein, dass du mich lieben heißt. Ich liebe die, die mir gehöret, so, dass mich ohne sie die Lust zu dem regieren nicht bethöret.
Ich werde sie getreu verehren:
Nichts soll die reine Liebe stören,
Selbst die Besitzung macht sie neu.
Durch ein solch angenehm Verbinden,
Werd´ich das einzge Mittel finden,
Dass ich vergnügt und ruhig sei.
(gehet ab)
Dritter Auftritt
Agenor allein
Ihr Seufzer, die ihr mich so lange heimlich quält, entfliehet endlich dem Gefängnis des Herzens wo ihr steckt. Denn meine Tugend kämpft dawieder länger nicht. Der Ehre und der Treu ist jetzt genug gethan. Nun laß ich mich nicht stören: Der Liebe muß doch auch ein Augenblick gehören.
Tamiris, schönes Kind, o Himmel…
Vierter Auftritt
Elisa, und der Vorige
Elisa
Höre nur, Agenor, was man nicht für Fabeln sich erdenkt, das man mich martern will. Denn man hat ausgesprengt, daß heut Amynt die Hand der Treu an die Tamiris giebt. Und man verlangt, daß ich den Lügen noch Glauben geben soll. Nein, nein, Amyntens Herz, wenn ich es vergestalt der Unrteu fähig glaubte, das müsste lange nicht von mir so gut gekennet sein. Wer ist es aber denn, der bloss an anderer Missvergnügen so ein verdammt Vergnügen findt?
Agenor
Elisa, ach du daurest mich, glaub keinem Irrthum mehr. Kein Mensch betrüget dich.
Elisa
Und auch du selber noch kannst so leichtgläubig sein? Willst du auch dem Amynt so grosses Unrecht thun?
Agenor
Wüßt ich nur einen Weg, dass ich daran noch zweifeln könnte.
Elisa
Und so verliesse mich Amynt auf diese Art? Nein: dieses ist nicht wahr. Du lässt dich hintergehn. Wo, sag mir, hast du denn die schöne Zeitung her?
Agenor
Von ihm.
Elisa
Von ihm!
Agenor
Ja, ja, vom nämlichen Amynt.
Elisa
Wo?
Agenor
Hier.
Elisa
Wenn?
Agenor
Jetzo gleich.
Elisa
Was hat er denn gesaget?
Agenor
Er sagte, dass man sich des Alexanders Sinn nicht wiedersetzen soll, wenn man ein Reich von ihm erhält.
Elisa
Ihr grossen Götter! Wie! So giebt gewiß Amynt Tamiris seine Hand?
Agenor
Die Hand, und auch das Herz.
Elisa
Amynt, der könnte mich so grausam hintergehn!
Agenor
Elisa ändre doch auch gleichfalls deinen Sinn, und gieb dem Schicksal nach.
Elisa
Nein: Dies geschiehet nicht so lang ich lebend bin (heftig, aber weinend)
Ja: Alexander hofft vergebens, Tamiris wünscht umsonst: Er ist mein Bräutigam: Ich räume ihm, als Braut, Person und Herze ein: Ich hab´ihn als ein Kind geliebet: und kurz, Amynt muss meine sein.
Agenor
Dein Schmerz ist sehr gerecht, allein er hilft zu nichts. Wenn du willst klüglich handeln, so, glaub mir, tröste dich.
Elisa
Ich? Soll getröstet sein? Dies ist ein schöner Rath. Der eben so viel Witz, als leicht Erfüllung hat!
Agenor
Du wirst ihn doch erfülln, Um nur mir selber nach. Du kannst getröstet sein: Euch´ andrer Beispiel nur gebührend nachzuhangen.
Elisa
So fällt mir keine Lust zu der Nachahmung ein: Ich mag auch keinen Trost: Amynt ist mein Verlangen.
Agenor
Er ist ja nicht mehr dein; was richtest du nun aus mit aller Heftigkeit?
Elisa
Was ich ausrichten kann? Ich will um Mitleid, Lohn, und um Gerechtigkeit bei Alexandern, Menschen, und bei den Göttern flehn. Ich ruh nicht, bis Amynt vor allen Leuten zugesteht, dass er sein Herze mir geschenket: und wenn der grausame verlangt, dass dessen Abtretung an andere soll geschehen; so sterb ich vor Verdruß: und dieses soll er sehen.
Wann will mir nicht mehr Freiheit geben
Mit dem Amynt vereint zu leben!
Nein: dieses will die Liebe nicht:
Nein: dies ist nicht Elisens Pflicht:
Nein: ein so gar tyrannisch Herze
Kann nicht in meinem Schäfer sein.
Ein anders soll mein Liebstes rauben,
Und du willst mich doch ruhig glauben!
Schämst du dich nicht also zu denken?
Fällt dir kein besser Mitleid ein?
Fünfter Autritt
Agenor, hernach Tamiris
Agenor
Ja, ich beklage dich, du allzu gutes Herz: und seh in meiner deine Noth. Gleichwohl hat doch Elisa viel grössern Wut, als ich. Denn wenn sie den Amynt verlieret, so will sie ihn doch sehn. Zu einem solchen Kampf reicht meine Tugend nicht. Ich muß auf alle Art vor der Tamiris fliehn. Denn ich begreife nicht wie meiner Schwachheit sonst noch abzuhelfen sei. (er will fortgehen)
Tamiris
Agenor, warte doch.
Agenor
(Ihr Götter, steht mir bei!)
Tamiri
So soll Tamiris denn (höhnisch) so einem würdigen Verliebten vor ein ganz Reich verbunden sein?
Agenor
Das Riech selbst wird es tun.
Tamiris
Warum hast du denn mir so grosse Neuigkeit (wie vorhin) nicht selber überbracht? An einer Nachricht deines Munds ist mir doch jederzeit mehr als an deinem Brief gelegen.
Agenor
Dies schien, o Königin, vor mich allzu verwegen.
Tamiris
Mir scheint es weniger, als daß du dem Amynt (empfindlich) mich selber überlässt.
Agenor
Es ist wohl wahr: Allein in deiner Gegenwart kann leicht nach meinem Sinn die Schuldigkeit, die mir gebühret… Leb wohl, du schöne Königin.
Tamiris
Hör dich. Wo gehst du hin?
Agenor
Mir reiflicher zu überlegen. Dass du nun meine Fürstin bist.
Tamiris
Wem hab´ichs Dank als dir? (höhnisch)
Agenor
Die Ehrfurcht legt mir auf nicht mehr mit dir zu sein.
Tamiris
So viele Ehrfurcht ist (zornig) jetzt übel angebracht. Sie kann hernach geschehn, wenn du mich meine Hand dem Könige wirst reichen sehn.
Agenor
Dies seh ich nicht mit an.
Tamiri
Was! Du willst es nicht sehn? Ich will nun, dass du gegenwärtig (gebietend) bei der Vermählung seist.
Agenor
O nein, verzeihe mir: Dies wird der letzte Abschied sein.
Tamiris
Hör, und wo gehst du hin?
Agenor
Wo mich der Himmel hinbestimmet.
Tamiris
So folgst du deiner Königin? (wie oben)
Agenor
Es wird schon ohne mich…
Tamiris
Nein: es würd ohne dich mein Schicksal nicht so schöne sein.
Agenor
Und was verlangst du denn?
Tamiris
Dass mein Wohltäter mich (höhnisch) vollkommen glücklich sehn, und seines grossen Werks sich recht erfreuen soll.
Agenor
(Ist dies nicht Graumsamkeit!) Tamiris ändere doch aus Gütigkeit den Schluß…
Tamiris
Ich hör kein Bitten an. (gebietend)
Auch nicht Entschuldigung. Ich will gehorsam haben von dem, der sich bei mir vor Unterthan erklärt.
Agenor
(O Himmel!)
Tamiris
Hast du es gehöret? (wie oben)
Agenor
Barbarin, es sei dir gewährt.
Tamiris
Wenn du mich jemand andern schenkest
Und weiter nicht an mich gedenkest:
Weswegen ist die Schuld denn meine?
Wie glaubst du, dass ich grausam sei?
Sei so gelassen, als ich bin.
Du giebst mich ja von selbsten hin.
Hörst du mich aber auf dich schelten?
Klag ich denn über deine Treu?
(gehet ab)
Sechster Auftritt
Agenor allein
Armselges Herz! Ich glaubte schon, dass alle Tyrannen der Liebe nun überstanden sei. Ich seh das Gegenteil. Denn alles, was man nur kann grausames verbinden, sollst du, armseelges Herz aufs schärfste noch empfinden.
Von dergleichen herben Plagen
Kann niemand kein Wort nicht sagen,
Als wer so unglücklich lieber,
Wie es jetzo mir ergeht.
Denn was ich erdulden muss,
Ist ein nagender Verdruß,
Der aus übertriebnen Schmerzen,
Und Verwzeifelung entsteht.
Siebenter Auftritt
Ein Teil von dem Platze, welcher von dem grossem Schwibbogen von dem berühmten Tempel des Tyrischen Hercules umgeben ist. Dieser ganze weitläuftige Ort ist (zu der Krönung des neuen Königes von Sidon) mit goldnen Gefässen, fremden Tapeten und mit Festonen von Grünwerk und Blumen, welche sich um die zahlreichen Säulen winden, und sich künstlich in einander flechten, ausgezieret.
Auf der rechten Seite ganz vorne ist ein weiter und erhabner Thron mit zween Stühlen, worauf der Scepter, und die Königliche Krone liegen. Auf eben der Seite, aber weiter hinter, ist der prächtige Eingang in erwehnten Tempel, zu welchem man auf einer breiten und Kostbahren Treppe kommt.
Ausserhalb der Schwibboben auf der rechten Hand, siehet man den Leichthurm, und den Hafen von Sidon, in welchem sich viele Schiffe befinden: Auf der linken Seite stehet der Kern von dem Macedonischen Fuss Volk im Angesicht des Thrones in Parade. Über und über ist ein Zusammenlauf von Stadtleuten, und Schäfern.
Unter dem Klange einer militarischen Musik kommt Alexander heraus, welchem die griechischen Officiers vergehen, und die Sidonischen Edelleute folgen. Hernach kommt Tamiris, darauf Agenor.
Alexander
Ihr Götter, die ihr mir zu Ehren
stets meine Lorbeern sucht zu mehren,
steht mir doch auch aus eurer Gnade
Den Regungen des Herzens bei.
Laßt meinen Ruhm euch doch für allen
Als einen hellen Glanz gefallen:
Damit er immer ein Gestirne
Von Gütigkeit und Wohlthun sei.
Und was verzögert man? Der Tag ist bald vorbei: Wo muss der König bleiben müssen? Wo man Tamiris sein?
Tamiris
Zu Alexanders Füssen.
Alexander
Seh ich an dir denn die Prinzessin?
Tamiri
Ja. Ich bin es.
Agenor
Zweifle nicht: sie ist hier selber da.
Tamiris
Den Feinden zu verzeihn weiß meist ein jeder Held: Allein sei auf den Thron zu sehen weiß Alexander nur. Ich kann dir nicht entdecken, was sich vor Regungen vor dich in meiner Brust erwecken. Ich fürchte dich als Überwinder: ich ehr dich, wie man Helden kann: Ich lieb dich deines Wohlthuns wegen: Als einen Gott Beth ich dich an.
Alexander
Man ist sehr schön belohnt, wenn man die Grösse eines Throns mit einer Königin, wie du bist, kann vergnügen.
Tamiris
Ich habe ihn noch nicht bestiegen.
Alexander
Es fehlet nur noch wenig Zeit.
Tamiris
Hör nur. Agenors Redlichkeit zieht meiner Grösse Ruhm der eignen Liebe vor: ob ich nun so ein Herz der Grösse vorzuziehn mit Fug und Recht mich kann entbrechen: das sehe Alexander ein, derselbe soll darüber sprechen: Was Alexander würd´ in solchem Falle thun, das sei auch mein Entschluß, haben laß ichs beruhn.
Alexander
Und du konntst, da du liebst… (zum Agenor)
Agenor
Hör sie nur an: und sieh ob man so eine schöne Seele dem Thron entziehen soll.
Alexander
(zu Tamiris)
Und du befindest dich so dankbar gegen ihn!…
Tamiris
Vernimm ihn nur, und sprich ob eine solche Tugend wohl Züchtigung verdient.
Agenor
Prinzessin, aber doch nur vor sehr kurzer Zeit, schienst du mir über das dir vorgeschlagene Vermählen von ganzem Herzen froh.
Tamiris
Nein. Aber weil du glaubst, als ob ich Ehrsucht mehr als Treu ergeben wär: So straft ich dich nur so.
Alexander
Ihr Götter! Was ist dies für Tugend! Was für Treu!
Achter Auftritt
Elisa und die vorigen
Elisa
Ach Herr, verschaffe Recht, mach daß ich ruhig sei.
Alexander
Wer bist, und was verlangest du?
Elisa
Ich bin Elisa, und verlange vom Alexander Schutz vor ein bedrängtes Herz, das man mit Unrecht will aus allerschärfste plagen.
Alexander
Und wer beleidigt dich?
Elisa
Das wird dir Alexander sagen.
Alexander
Was thut dir Alexander denn?
Elisa
Ach! Er beraubet mich von aller meiner Ruh, von meinem einzgen Gut, er will so gar, daß ich soll vor Vedruß erblaßen. Ich leb allein in dem Amynt, er will mir den Amynt nicht lassen.
Alexander
Amynten! Und was für ein Recht hast du auf selben denn?
Elisa
Was für ein Recht? Gar viel. Ich habe als ein Kind sein Herze schon gehabt, und hab es bishierher in Fried und Ruh besessen. Der ist sehr ungerecht und Räubern gleich vermessen, der ohn dass ich es will, dasselbige verschenkt: Weil mein Herz an den Tod doch kein Abtreten denkt.
Alexander
Irr dich nicht, gutes Kind, es war Amynt der Schäfer nicht Abdolonimus der König, welcher dir vielleicht vor langer Zeit das Herz einmal versprach.
Sechster Auftritt
Amynt in Schäfer Kleidung, welchen andere Schäfer folgen, die auf zwei Becken die königlichen Kleider tragen, und die vorigen.
Amynt
Herr, ich bin noch Amynt, und Schäfer vor wie nach.
Alexander
Wie!
Amynt
Ja. Hier leg ich dir die königlichen Kleider (die Becken mit den Kleidern werden zu Alexanders Füssen gelegt). Zu deinen Füssen hin, und kehr im Schäfer Staat zu meiner lieben Heerde wieder, wo selbst mein Herze Ruhe hat.
Alexander
So ist Tamiris nicht…
Amynta
Tamiris ist das Herz des größten Königs werth: Elisa aber hat es nicht verdient, dass ich der Untreu Schluß soll fassen. Als Schäfer hat sie mich erwählt, ich kann sie nicht als König lassen.
Elisa und der Thron solln nicht zusammen gehn; So bleib das Reich vor die, so sich darauf verstehn. Denn glaube mir nur, dass ein Schäfer der getreu, (Herr lass dich dieses nicht befremden?) mir lieber als ein großer König ohne alle Treu und Glauben sei.
Agenor
Was ist dies!
Alexander
Was hab ich gehöret!
Elisa
Agenor, hab´ichs nicht gesagt, dass mein Amynt mir zugehöret.
Alexander
Ihr Götter! Da mein Wunsch begehrt daß euch hier allerseits das Glück beständig lache, geh ich, dass ich zu meinen Schimpf euch alle unglückseelig mache. Nein dies soll nicht geschehn. So treue Liebe trennt ein Alexander nicht. Amynt, ich gebe dir Elisen hier zur Braut. Agenor soll nunmehr Tamiris eigen sein. Ihr ersten, steiget jetzt auf Sidons Königs Thron: Ihr andern sollet auch nicht mehr Vasallen sein. Ich wende mein ganz Glück mit Freuden dazu an auch euch ein Reich zu geben: Denn solche Tugend kann sich leicht zum Thron erheben.
Tamiris, Agenor
Wie groß!
Elisa, Amynt
O wie gerecht!
Alexander
Nun soll auch Sidon seinen König den Augenblick gekrönet sehn.
Amynt
Allein dies schlechte Kleid…
Alexander
Dies Kleid legt nicht umsonst dir jetzt der Himmel an. Er will dein glücklich Reich auf diese Art vielleicht im voraus prophezein. Die Könige sind stehst die besten, die immer gute Schäfer sein.
Der Chor
Steig von dem Wald, und von der Hürde
Amynt, nun zu der Königs Würde.
Nur bleib uns deinem Volk, getreu,
Daß stets der König Schäfer sei.
Ende
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Abschied
Großmüthigster Monarch,
Verzeih dem Musen Chor,
Wen es geirret hat. Die Ehrfurchts volle Schaar
Magt sich nicht Herr, von Dir zu sprechen:
Sie kennet die Gefahr, und die Gefahr giebt Rath,
Sie kennet aber auch den heutgen grossen Tag,
und weiß wie grosse Ruh den solchen frohen Stunden
Der Elb und Weichsel Strohm an selbigem gefunden.
Wer wüsste denn auch nicht
Wie groß dies Glücke sei? Wer ists, der nicht bedenckt,
Daß heute ein August, in Ihm der größte Held
Das Licht der Welt erblickt. Die andern gegen dir
Verlieren ihren Glanz: die seltenste der Tugend
Giebt Deinen gerne nach. Laß Alexanders Ruhm
Von dem geschicksten Schwan besingen:
Es kann kein Alexander sich zum Grad von Deiner Grösse schwingen.
Ihr grossen Götter, ach bewachet
den, der sich euch so ähnlich machet,
Erhaltet auch an ihm beständig
Die grösste Ehre unserer Zeit.
Gebt, daß er diesen frohen Tag
Noch Vielmahl wiedersehen mag:
Er weiht sich euch und unsere Wünsche
Sind gleichfalls euch vor ihn geweiht.
Alle
Vermehrt durch unsere Seine Tage
Bis in die späte Ewigkeit.
ENDE
Anhang: der „Abschied“ auf Italienisch
LICENZA
Ah dell´aonio Coro,
Magnanimo Monarca,
Scusa l´error! Di te parlar non osa
La schiera rispettosa. Il suo periglio
Troppo conosce, ed é l´error consiglio.
Ma sa qual giorno é questo:
Ma sa ben quanto denno a dí sí lieto
Elba, Vistola, senna, Inno, e Sebeto.
E chi iggnorar potrebbe
La sua felicitá? Chi non rammenta
Ch´oggi nasce un AUGUSTO, ed in AUGUSTO
Il maggior degli eroi? Tutti son gli altri
Oscuri innanzi a te: cede alle tue
La piú rara virtú: le glorie, i pregi
Vantin pur d´Alesandro i cigni ascrei:
Non é grande Alessandro ove tu sei.
La bella vostra Immago
Deh custodite o Dei
E conservate in lei
Di nostra etá l´onor.
Tornar da lidi eói
vegga, di luce adorni,
Mille di questi giorni
Il vostro imitator.
TUTTI
Ed accrescete a suoi
I nostri giorni ancor.