Gelegenheitsgedichte
An Herrn Heinrich Schützen, auf seiner liebsten Frauen Abschied
O du Orpheus unserer Zeiten,
Den Thalia hat gelehrt,
Dessen Lied und güldne Saiten
Phebus selbst mit Freuden hört,
Wozu dienet dann das Klagen?
Kann die Angst den Tod verjagen?
Stimme deine Lauten wieder,
Laß die Orgel besser gehn,
Laß erschallen deine Lieder,
Soll dein Lieb noch bei dir stehn,
Soll sie auf das Neue leben
Und sich selbst dirr wiedergeben.
Gib ihr durch dein lieblichs Singen,
Was der Tod hat hingebracht;
Laß den süßen Ton erklingen,
Den Eägers Sohn gemacht
Und so künstlich hat gesungen,
Daß er Nacht und Tod gezwungen.
Die berühmte Lieder bleiben,
Wann wir längst gestorben sind;
Was durch sie nicht kann bekleiben,
Wer so stirbet, muß nur sterben
Und sein Lob mit ihm verderben.
Preise deiner Liebsten Tugend,
Sage von der Freundlichkeit,
Von der Anmut ihrer Jugend,
Von der angenehmen Zeit,
Welcher du mit ihr genossen,
Ehe sie die Zeit beschlossen.
Wir auch wollen mit dir stimmen,
Wollen eifrig neben dir
An die blauben Wolken klimmen,
Daß sie leben fürr und fürr
Durch die Kunst gelehrter Saiten,
O du Orpheus unser Zeiten.
O you Orpheus of our times,
Whom Thalia taught
Whose song and golden strings
Phebus himself hears with pleasure,
Then what is the purpose of complaining?
Can fear drive away death?
Voice your sounds again
Better let the organ go
Let your songs resound
Should your love still be with you
Should she live anew
And reproduce yourself dirr.
Through your lovely singing give her
What death has brought;
Let the sweet note sound
Made the Eager's son
And sang so artificially
That he forced night and death.
The famous songs remain
When we died long ago;
What cannot be retained through them,
Whoever dies like this just has to die
And spoil his praise with him.
Praise your dearest virtue,
Say of kindness
From the grace of her youth
Of the pleasant time
Which you enjoyed with her,
Before they decided the time.
We also want to agree with you
Want to be next to you
Climb to the blue clouds
That they live for and for
Through the art of learned strings,
O you Orpheus our times.
Echo oder Wiederschall
Diß Ort, mit Bäumen gantz umbgeben,
Da nichts als Frucht' und Schatten schweben,
Da Traurigkeit sich hin verfügt,
Da alles wüst' und öde liegt,
Da auch die Sonne nicht hinweichet,
Da gifftig Ungezieffer schleichet,
Da gar kein Wasser sich ergeust,
Als das auß meinen Augen fleust,
Da gar kein Liecht nicht wird erkennet,
Als daß auß meinem Herzen brennet,
Bedüncket mich bequeme seyn,
Da ich mich klag' ab meiner Pein,[8]
Ab meiner Pein und tieffstem Leiden,
Daß mich jetzund wird von mir scheiden;
Doch ehe der gewüntschte Tod
Mit Freuden abhilfft meiner Noth,
Will ich von meiner Liebe klagen
Und, ob schon gantz vergeblich, fragen,
Ist dann niemand, der tröste mich,
Weil ich so trauer' inniglich?
O Echo, wirst nur du alleine
Hinfort mich trösten, und sonst keine?
Wie soll sie leschen meinen Brandt,
Ist sie mir doch noch unbekandt?
Sie wil es aber nicht verstehen,
Lest mich in Angst ohn Ablaß gehen.
Verleuret sich denn ja mein Leidt,
Wem soll ichs dancken mit der Zeit?
So ist nun Noth, daß ich verscharre
Das Feuer, und der Stund' erharre?
Wenn ich zu lange harren solt',
Hülff etwas meiner Ungedult?
Vielleichte möcht' ich sterben ehe,
Weil ich im höchsten Elend gehe?
So folg' ich deinem Rathe schlecht,
Hoff', alles werde gut und recht.
Nun bin ich vieler Noth entbunden
Und habe guten Trost empfunden.
Du unbewohnte Traurigkeit,
Ihr Hecken voll von meinem Leid',
Ihr schwartzen Hölen und ihr Wüsten,
Da Eulen, Natern, Schlangen nisten,
Du ödes Ort, gehabt euch wol;
Ich bin für Trauren Freude voll,
Für Finsternüß such' ich die Sonnen,
Für Threnen ein kühlen Bronnen:
Die so Vertröstung mir gethan,
Ist so, daß sie nicht lügen kan.
(Aus : Weltliche Dichtungen, Vermischte Jugendgedichte)
This place, all surrounded by trees,
Since nothing but fruit and shadows float,
As sadness decides
Since everything is desolate and desolate,
Since the sun does not fade either,
Since poisonous vermin creeps,
Since there is no water at all
As that flows on my eyes
Since no light is not recognized
When my heart burns
Wants me to be comfortable
Since I complain of my pain
From my pain and deepest suffering
That I shall now part from me;
But before the desired death
Relieve my misery with joy,
I want to complain of my love
And, whether completely in vain, ask
Then there is no one who comfort me
Because I mourn so deeply?
Oh echo, only you will be alone
From now on comfort me, and no other?
How should she put out my fire
Is it still unknown to me?
But she doesn't want to understand
Makes me go in fear without indulgences.
If my sorrow is lost
Who should I thank in time?
So now it is necessary for me to be buried
The fire and the hour stop?
If I have to wait too long
Will something help my impatience?
Maybe I would like to die before
Because I am going in the greatest misery?
So I follow your advice badly,
Hope everything will be fine and right.
Now I am relieved of many hardships
And I felt good consolation.
You uninhabited sadness
Your hedges full of my sorrow
You black halls and you deserts,
As owls, vaters, and snakes nest,
You dreary place, you wished;
I am full of joy for sadness
For darkness I look for the suns
A cool fountain for tears:
Who gave me such consolation,
Is such that she cannot lie.
Elegie
Indem die Sonne sich hat in das Meer begeben,
Und das gestirnte Haupt der Nacht herauffer bricht,
Sind Menschen, Vieh und Wild wie gleichsam ohne Leben,
Der Monde scheinet auch gar kaum mit halben Liecht.
Ich, ob schon alles schläfft, muß ohn Auffhören wachen
Von vielen Tagen her, und wallen ohne Ruh;
Ist schon die gantze Welt befreyt von ihren Sachen,
So bring' ich doch vor Lieb' und Angst kein Auge zu.
Auch dich, Asterie, hat gantz der Schlaff umbringet,
Der Tagesarbeit Furth, deß Todes Ebenbild;
Da mir der Zehren Bach auß beyden Augen dringet,
Bist du mit sanffter Rhu auff deinem Bett' erfüllt.
Wie wann sich Delia hat in den Walt verborgen,
Wird durch den Schlaff erwuscht, und fellt ins grüne Graß,
Und wie die Nymphen auch sich legen gegen Morgen,
Nach dem der Nachttantz sie gemacht hat müd und laß:
Sie ruhen sicherlich bey einem frischen Bronnen,
Die Bäume halten auff der Morgenröthe Liecht;
Daß sie nicht alsobald erwachen von der Sonnen,
Deckt sie der dicke Wald; Pan aber schläffet nicht.
Er geht, er rufft, er schreyt mit sehnlichem Verlangen,
Daß seine Stimm erklingt durch Büsche, Berg und Thal,
Und sie sind sänfftiglich mit süssem Traum umbfangen;
Dem Pan antwortet nur der blosse Wiederschal:
Du auch, mein Leben, schläffst, ich muß in Nöthen wallen,
Du bist in guter Rhu, ich wache für und für,
Biß mich der letzte Tod wird endlich überfallen,
Auff den ich sehnlich wart allhier bey deiner Thür.
(Aus : Weltliche Dichtungen, Vermischte Jugendgedichte)
When the sun has gone into the sea,
And the starry head of the night breaks
Are people, cattle and game as if without life,
The moon also hardly shines with half a light.
I have to watch without stopping if everyone is asleep
From many days ago, and tumble without rest;
The whole world has already been freed from its things
So I don't turn a blind eye to love and fear.
You too, Asteria, were killed by all the limp,
The daily work of Furth, the image of death;
Since the Zehren brook penetrates out of both eyes,
Are you filled with a gentle rhythm on your bed.
How when did Delia hide in the forest
Is woken up by the sleep, and falls into the green grass,
And as the nymphs lay down towards morning,
After the night dance made her tired and let her:
You will surely rest by a fresh fountain,
The trees stop when the dawn is light;
That they do not immediately wake up from the sun,
The thick forest covers them; But Pan is not sleeping.
He goes, he calls, he screams with longing
That his voice resounds through bushes, mountains and valleys,
And they are pleasantly enveloped in a sweet dream;
Only the mere re-scarf answers the Pan:
You too, my life, are asleep, I must wallow in trouble,
You are in good Rhu, I watch for and for,
Bite me the last death will finally invade
To whom I was longingly waiting here at your door.
Daß die Poeterey unsterblich sey
Was wirffstu, schnöder Neid, mir für die Lust zu schreiben
Von Venus, und mit ihr die Jugend zu vertreiben?
Ich achte deiner nicht, du liebest Eitelkeit:
Mein Lob und Name wird erklingen weit und breit.
Cupido führet mich in eine grüne Wüsten,
Da der Poeten Volck, weit von Begier und Lüsten,
Vorzeiten hat gelebt, wie noch die erste Welt,
Nichts von den Städten wust, und wohnet umb das Feld.
Die Nymphen werden mir den Lorberkrantz auffsetzen,
Mit meinen Versen wird sich Erato ergetzen;
So weit die grüne Lust und hohen Wälder gehn,
So weit wird mein Gedicht' an allen Bäumen stehn.
Ihr Oerter voller Freud', ihr Auffenthalt der Hirten,
Ihr Bäch', ihr Ahornbäum', ihr Quell, ihr zarten Myrten,
Ihr Thäler, ihr Gebirg', ihr Blumen und ihr Stein',
Ihr Wohnhauß aller Rhu, bey euch wüntsch ich zu seyn,
Sonst nirgends als bey euch; von eurer Lust besessen,
Wil ich deß Irrdischen und meiner selbst vergessen.
Wie Perseus, als er erst Andromeden erblickt,
Ward mitten in der Lufft durch ihre Ziehr verzückt,
So daß er kaum das Roß vermochte zu regieren,
So soll auch mich von euch kein' andere Liebe führen,
Biß mich der letzte Todt hier unversehens kriegt,
Und Venus mich begräbt, wo ihr Adonis liegt.
(Aus : Weltliche Dichtungen, Vermischte Jugendgedichte)
What do you throw, disgraceful envy, to write to me for pleasure
About Venus, and driving away the youth with her?
I don't respect you, you love vanity:
My praise and name will be heard far and wide.
Cupid leads me into a green desert,
Since the poets folk, far from desire and lust,
The past lived like the first world,
Know nothing of the cities and live around the field.
The nymphs will put the laurel crown on me,
Erato will delight in my verses;
As far as green lust and high forests go
That is how far my poem will stand on every tree.
Your place full of joy, your shepherds' stay,
Their brook, their maple trees, their source, their tender myrtle trees,
Their valleys, their mountains, their flowers and their stones,
Your homeland of peace, I wish to be with you,
Nowhere else but with you; obsessed with your lust
I want to forget the earthly and myself.
Like Perseus when he first saw Andromedes,
Was enraptured by her drawing in the middle of the air,
So that he could scarcely rule the horse,
No other love should lead me from you either,
Bite me the last death here all of a sudden,
And Venus buries me where her Adonis lies.
Oden und Gesänge
2
Wol dem, der weit von hohen Dingen
Den Fuß stellt auff der Einfalt Bahn;
Wer seinen Muth zu hoch wil schwingen,
Der stöst gar leichtlich oben an.
Ein Jeder lobe seinen Sinn,
Ich liebe meine Schäfferinn.
Ein hohes Schloß wird von den Schlägen
Deß starcken Donners mehr berührt;
Wer weit wil, fellt offt auß den Wegen
Und wird durch seinen Stoltz verführt.
Ein Jeder lobe seinen Sinn,
Ich liebe meine Schäfferinn.
Auff grosser See sind grosse Wellen,
Viel Klippen, Sturm und harter Wind;
Wer klug ist, bleibet bey den Quellen,
Die in den grünen Wäldern sind.
Ein Jeder lobe seinen Sinn,
Ich liebe meine Schäfferinn.
Hat Phyllis gleich nicht Gold und Schätze,
So hat sie doch, was mir gefellt;
Wormit ich mein Gemüt' ergetze,
Wird nicht erkaufft umb Gut und Geldt.
Ein Jeder lobe seinen Sinn,
Ich liebe meine Schäfferinn.
Man steth bey reicher Leute Pforte
Sehr offt und kömpt doch selten ein;
Bey ihr bedarff es nicht der Worte,
Was ihr ist, ist nicht minder mein.
Ein Jeder lobe seinen Sinn,
Ich liebe meine Schäfferinn.
Glentzt sie gleich nicht mit theuren Sachen,
So gläntzt doch ihrer Augen Liecht:
Gar viel muß Hoffart schöne machen,
Ihr schlechter Schein betreugt micht nicht.
Ein Jeder lobe seinen Sinn,
Ich liebe meine Schäfferinn.
Ist sie gleich nicht von hohem Stande,
So ist sie dennoch auß der Welt;
Hat sie gleich keinen Sitz im Lande,
Sie selbst ist mir ein weites Feldt.
Ein Jeder lobe seinen Sinn,
Ich liebe meine Schäfferinn.
Wer wil, mag in die Lüfften fliegen,
Mein Ziel erstreckt sich nicht so weit;
Ich lasse mich an dem begnügen
Was nicht bemüht und doch erfreut
Und lobe billich meinen Sinn,
Und meine schöne Schäfferinn.
3
Jetzund kömpt die Nacht herbey,
Vieh und Menschen werden frey,
Die gewünschte Ruhe geht an;
Meine Sorge kömpt heran.
Schöne gläntzt der Mondenschein
Und die gülden Sternelein;
Froh ist alles weit und breit,
Ich nur bin in Traurigkeit.
Zweene mangeln überall
An der schönen Sternen Zahl;
Diese Sternen, die ich mein',
Ist der Liebsten Augenschein.
Nach dem Monden frag' ich nicht,
Tunckel ist der Sternen Liecht,
Weil sich von mir weggewendt
Asteris, mein Firmament.
Wann sich aber neigt zu mir
Dieser meiner Sonnen Ziehr,
Acht' ich es das beste seyn,
Daß kein Stern noch Monde schein.
4
Kompt, last uns außspatzieren,
Zu hören durch den Wald,
Die Vögel musiciren,
Das Berg und Thal erschallt.
Wol dem, der frey kan singen,
Wie ihr, ihr Volck der Lufft;
Mag seine Stimme schwingen
Zu der, auff die er hofft.
Ich werde nicht erhöret,
Schrey ich gleich ohne Rhu;
Die so mich singen lehret
Stopfft selbst die Ohren zu.
Mehr wol dem, der frey lebet,
Wie du, du leichte Schar,
In Trost und Angst nicht schwebet,
Ist ausser der Gefahr.
Ihr werdet zwar umbgangen,
Doch helt man euch in Werth,
Ich bin von der gefangen,
Die meiner nicht begehret.
Ihr könnt noch Mittel finden,
Entfliehen auß der Pein,
Sie muß noch mehr mich binden,
Soll ich erlöset sein.
7
Ach Liebste, laß uns eilen,
Wir haben Zeit,
Es schadet uns verweilen
Uns beyderseit.
Der edlen Schönheit Gaben
Fliehen Fuß für Fuß,
Daß alles, was wir haben,
Verschwinden muß.
Der Wangen Ziehr verbleichet,
Das Haar wird greiß,
Der Augen Feuer weichet,
Die Brunst wird Eiß.
Das Mündlein von Corallen
Wird ungestalt,
Die Händ' als Schnee verfallen,
Und du wirst alt.
Drumb laß uns jetzt geniessen
Der Jugend Frucht,
Eh' als wir folgen müssen
Der Jahre Flucht.
Wo du dich selber liebest,
So liebe mich,
Gieb mir das, wann du giebest,
Verlier auch ich.
12
Ich empfinde fast ein Grauen
Daß ich, Plato, für und für
Bin gesessen über dir;
Es ist Zeit hinauß zu schauen
Und sich bey den frischen Quellen
In dem Grünen zu ergehn,
Wo die schönen Blumen stehn
Und die Fischer Netze stellen.
Worzu dienet das Studieren
Als zu lauter Ungemach?
Unter dessen laufft die Bach
Unsers Lebens, das wir führen,
Ehe wir es inne werden,
Auff ihr letztes Ende hin,
Dann kömpt ohne Geist und Sinn
Dieses alles in die Erden.
Hola, Junger, geh' und frage
Wo der beste Trunck mag seyn,
Nimb den Krug und fülle Wein.
Alles Trauren, Leid und Klage
Wie wir Menschen täglich haben,
Eh' uns Clotho fort gerafft,
Will ich in den süssen Safft,
Den die Traube gibt, vergraben.
Kauffe gleichfals auch Melonen.
Und vergieß deß Zuckers nicht;
Schaue nur, daß nichts gebricht.
Jener mag der Heller schonen,
Der bey seinem Gold' und Schätzen
Tolle sich zu krencken pflegt
Und nicht satt zu Bette legt;
Ich wil, weil ich kan, mich letzen.
Bitte meine gute Brüder
Auff die Music und ein Glaß;
Kein Ding schickt sich, dünck mich, baß,
Als ein Trunck und gute Lieder.
Laß' ich schon nicht viel zu erben,
Ey, so hab ich edlen Wein;
Wil mit Andern lustig seyn,
Wann ich gleich allein muß sterben.
16
An eSAIAS SPARERN
Vier mal ist der Frühling kommen;
Vier mal hat die Winterszeit
Von den Wäldern abgenommen
Ihr begrüntes Sommerkleid,
Seit daß wir gebracht sind worden
In der treuen Freundschaft Orden.
Wie viel Tage sind verflossen
Inner Freud' und guter Lust,
Wann wir uns den Sinn begossen
Mit Lyäus seiner Kost;
Doch nicht wie die rauhen Scythen,
Die den ganzen Wanst voll schütten.
Wie ein Schiffer an dem Rande
Seinen krummen Nachen führt[39]
Und sich nicht weit helt vom Lande,
Wann er starke Wellen spürt,
So auch muß es sein im Trinken,
Wollen wir nicht untersinken.
Sehn wir in der Schale springen,
Ungern, deinen klaren Wein,
Können wir uns auch bezwingen,
Daß wir lange nüchtern sein?
Es muß alles, was uns kränket,
In das Weinfaß sein versenket.
Wann wir dann so viel genommen,
Daß der angenehme Saft
Etwas in die Stirn' ist kommen,
Da kriegt Herz und Zunge Kraft,
Da wird alles ausgelassen,
Was uns taug und was wir hassen.
Warum dieses sei zu meiden,
Warum das nicht könne sein,
Warum der und der uns neiden,
Jener auch nur falschen Schein
Des Gemüthes von sich gibet,
Herzlich haßt und mündlich liebet.
O ihr Matten, o ihr Wiesen,
Du Gebirge, welches wir
Nennen von den alten Riesen,
O ihr warmen Bäder ihr,
Ihr Napäen habt vernommen,
Was uns oftmals ein ist kommen.
So ergetzt uns hier auf Erden
Ein schön Glas und ein schön Buch,
Biß wir eingehüllet werden
In ein Stücke leinen Tuch.[40]
Weil wir mehr nicht mit uns nehmen,
Sollen wir uns dann viel grämen?
Werden wir auch sonst nichts lassen,
(Dann sich um das Eigenthum
Niemand schlagen wird und hassen)
So bleibt doch ein guter Ruhm,
Den der Tod uns nicht kan sterben
Und kein Mensch mit Geld erwerben.
Du durchrennst mit freiem Zügel
Des geehrten Lobes Pfad
Durch des hohen Adlers Flügel,
Welcher dich zu Diensten hat
Und auch mich wil höher heben,
Mir Helm, Schild und Adel geben.
Dieses sind die Gift und Gaben,
Die uns über allen Neid,
Wann wir lange sind vergraben,
Heben sollen jederzeit;
Diese Schätz' und Güter machen,
Daß wir Hohn und Haß verlachen.
Wann die Mißgunst tausend Zungen
Hette feindlich ausgestreckt
Und käm' auf uns zu gedrungen,
Doch so bleiben wir verdeckt
In der Treu und Tugend Schatten,
Da kein Neid kan hingerathen.
Nun wolan, mit dem Bedinge
Laß uns bleiben, wie wir sein!
Da ich dann darauf dir bringe
Dieses große Schiff voll Wein,
Daß dich wol nicht mehr sol dürsten,
Auf Gesundheit unsers Fürsten.
10
Ich kan mich zwar zu dir begeben
Jetzt wann ich wil, mein Vatterland,
Nun ich befreyt bin von dem Leben,
Bey dem kein Glück ist und Bestand;
Doch helt mich noch der Liebe Band,
Der ich zu schwach zu widerstreben.
Vor hab' ich mich zu dir gewendet,
Kein Ort gefiel mir besser nicht;
Nun hat sich alle Lust geendet,
Nach dem ich meines Hertzens Liecht,
Was jederman darwider spricht,
Mit seiner Anmuth gantz verblendet.
Vor wann die Morgenröhte lachte
Und ließ sich sehen auff ihrer Bahn,
So grüßt' ich sie, wann ich erwachte;
Jetzt ist es alles nun gethan,
Weil ich mein Lieb nur preisen kan
Und allzeit ihre Ziehr betrachte.
Vor hab' ich zu den kühlen Flüssen
Und klaren Brunnen mich gesellt;
Die Rosen, Lilien und Narcissen
Liebt' ich für alles auff der Welt;
Jetzt weiß ich viel ein schöner Feldt,
Und hoffe sein noch zu geniessen.
Ihr Bircken und ihr hohen Linden,
Ihr Wüsten und du stiller Waldt,
Lebt wol mit euren tieffen Gründen
Und grünen Wiesen mannigfalt;
Mein Trost und bester Auffenthalt
Ist sonstwo als bey euch zu finden.
13
Derselbe, welcher diese Nacht
Erst hat sein Leben hingebracht,
Ist eben auch wie die gestorben,
Die längst zuvor verbliechen seyn,
Und derer Leichnam und Gebein
Vor tausend Jahren sind verdorben.
Der Mensch stirbt zeitlich oder spat,
So bald er nur gesegnet hat,
So wird er in den Sand versencket
Und legt sich zu der langen Rhu.
Wann Ohr und Auge schon ist zu,
Wer ist, der an die Welt gedencket?
Die Seele doch allein und bloß
Fleugt, wann sie wird deß Cörpers loß,
Zum Himmel, da sie her geführet.
Was diesen schnöden Leib betrifft,
Wird nichts an ihm als Stanck und Gifft,
Wie schön er vormals war, gespühret.
Es ist in ihm kein Geist mehr nicht,
Das Fleisch fellt weg, die Haut verbricht,
Ein jeglig Haar das muß verstieben;
Und, was ich achte mehr zu seyn,
Diejenige kömpt keinem ein,
Die er für allem pflag zu lieben.
Der Tod begehrt nichts umb und an;
Drumb, weil ich jetzt noch wüntschen kan,
So wil ich mir nur einig wehlen
Gesunden Leib und rechten Sinn;
Hernachmals, wann ich kalt schon bin,
Da will ich Gott den Rest befehlen.
Homerus, Sappho, Pindarus, Anacreon, Hesiodus
Und andere sind ohne Sorgen,
Man red' jetzt auff sie, was man wil;
So, sagt man nun gleich von mir viel,
Wer weiß, geschieht es übermorgen.
Wo dient das Wüntschen aber zu,
Als das ein Mensch ohn alle Rhu
Sich Tag und Nacht nur selbst verzehret?
Wer wündschet, kränckt sich jederzeit;
Wer todt ist, ist ohn alles Leid.
O, wohl dem, der nichts mehr begehret!
14
O wol dem, der die rechte Zeit
In allen Dingen siehet
Und nicht nach dem, was allbereit
Hinweg ist, sich bemühet,
Der kennet, was er lieben soll
Und was er soll verlassen;
Er lebet frey und allzeit wohl
Und darff sich selbst nicht hassen.
Die Göttin der Gelegenheit
Ist fornen nur mit Haaren,
Im Nacken bleibt sie kahl allzeit;
Drumb laß sie ja nicht fahren,
Weil du sie bey der Stirnen hast,
Der Tag gehet eylends nieder,
Die Stunden lauffen ohne Rast,
Und kommen gantz nicht wieder,
16
Sei wolgemuth, laß Trauren sein,
Auf Regen folget Sonnenschein;
Es gibet endlich doch das Glück
Nach Toben einen guten Blick.
Vor hat der rauhe Winter sich
An uns erzeiget grimmiglich,
Der ganzen Welt Revier gar tief
In einem harten Traume schlief.
Weil aber jetzt der Sonnen Licht
Mit vollem Glanz heraußer bricht
Und an dem Himmel höher steigt,
Auch alles fröhlich sich erzeigt,
Das frostig Eis muß ganz vergehn,
Der Schnee kann gar nicht mehr bestehn,
Favonius, der zarte Wind
Sich wieder auf die Felder findt,
Die Saate gehet auf mit Macht,
Das Grase grünt in vollem Pracht,
Die Bäume schlagen wieder aus,
Die Blumen machen sich heraus.
Das Vieh in Felden inniglich,
Das Wild in Püschen freuet sich,
Der Vögel Schar sich fröhlich schwingt
Und lieblich in den Lüften singt:
So stelle du auch Trauren ein,
Mein Herz, und laß dein Zagen sein,
Vertraue Gott und glaube fest,
Daß er die Seinen nicht verläßt.
Ulysses auch, der freie Held,
Nachdem er zehn Jahr in dem Feld
Vor Troja seine Macht versucht,
Zog noch zehn Jahr um in der Flucht.
Durch Widerwertigkeit im Meer
Ward er geworfen hin und her,
Noch blieb er standhaft allezeit
In Noth und Tod, in Lieb und Leid.
Die Circe mit der Zauberkunst
Bracht' ihn niemals zu ihrer Gunst;
Auch der Sirenen süßer Mund
Und Harfen ihn nicht halten kunt.
Er warf doch endlich von sich noch
Des rauhen Lebens schweres Joch,
Penelopen er wieder fand
Und Ithacen, sein Vaterland.
So bis du auch getrost, mein Herz,
Und übersteh des Glückes Scherz,
Trau Gott, sei nur auf ihn bedacht;
Die Hoffnung nicht zu Schanden macht.
sONNETE
7. Ueber den Queckbrunnen zum Buntzlau in Schlesien
Du unerschöpffte Lust, du Wohnhauß aller Freuden,
Du Bad der Naiaden, du köstliche Fonteyn,
So lieblich als von dir entspringe Milch und Wein,
Bey dessen grüner Lust die Schafe sicher weiden,
Laß mich, den Ueberfluß der Eitelkeit zu meiden,
Bey deinem Quell' allhier von Sorgen ledig seyn,
Daß dich ja nimmermehr der Sonnen heisser Schein,
Noch deine klare Bach was Trübes thu beleiden.
Bey dir wüntsch ich zu seyn, bey dir, mein Vatterland,
Hierher nun hab' ich gantz den Muth und Sinn gewandt,
Mir ist die gantze Welt bey deinen schönen Flüssen;
Drumb soll dich auch hinfort erheben meine Hand:
So weit der grosse Rein und Donau sich ergiessen,
Wirst du, du edler Quell, in gleichen seyn bekandt.
You inexhaustible lust, you dwelling house of all joys,
You bath of the Naiads, you delicious Fonteyn,
As lovely as milk and wine spring from you,
In whose green lust the sheep will safely graze,
Let me avoid the excess of vanity,
Be free of worries by your source,
That the sun's hot glow will never
Nor do you offend your clear brook what troubled you.
With you I wish to be, with you, my fatherland,
Here now I have turned my courage and my mind
The whole world is to me by your beautiful rivers;
Drumb should lift you up my hand from now on:
As far as the great Rein and Danube pour out,
Will you, you noble source, be known in the same way.
7. AN DIE BIENEN
Ihr Honigvögelein, die ihr von den Violen
Und Rosen abgemeyt den wundersüssen Safft,
Die ihr dem grünen Klee entzogen seine Krafft,
Die ihr das schöne Feld so offt und viel bestohlen,
Ihr Feldeinwohnerin, was wollet ihr doch holen
Daß, so euch noch zur Zeit hat wenig Nutz geschafft,
Weil ihr mit Dienstbarkeit deß Menschen seyd behafft,
Und ihnen mehrentheils das Honig müsset zollen?
Kompt, kompt zu meinem Lieb', auff ihren Rosenmund,
Der mir mein kranckes Hertz hat inniglich verwundt,
Da solt ihr Himmelspeis' auch überflüssig brechen;
Wann aber jemand sie wil setzen in Gefahr,
Und ihr ein Leyd anthun, dem solt du starcke Schar
Für Honig Galle seyn, und ihn zu Todte stechen.
You honey birds, those of the violas
And roses meyed the wonderfully sweet juice,
Who withdrew its strength from the green clover,
You who steal the beautiful field so often and much,
You field inhabitants, what are you going to get
That, if you still have little use at the time,
Because you manage that human being with servitude,
And most of the honey has to be paid to them?
Compt, compt to my love, open her rose mouth,
Who wounded my sick heart deeply,
You should also break the food from heaven unnecessarily;
But when someone will put them in danger
And do her a leery, to whom you should be a strong crowd
Be gall for honey, and sting him to death.
11.
In mitten Weh und Angst, in solchen schweren Zügen,
Dergleichen nie gehört in einer solchen Zeit,
Da Treu und Glauben stirbt, da Zwietracht, Grimm und Neidt
Voll blutiger Begier gehäufft zu Felde liegen,
Da unverfänglich ist, Gericht und Recht zu biegen,
Da Laster Tugend sind, wie bin ich doch so weit
In Thorheit eingesenckt? Der Liebsten Freundligkeit,
Ihr blüendes Gesicht, ihr angenehmes Kriegen,
Ihr Wesen, Thun und Art, das ist es, was ich mir
Bloß eingebildet hab' und rühme für und für.
Diß Leid, diß Jammer sehn und dennoch nichts als lieben?
Die klüger sind als ich schleust man in Clausen ein.
Ihr Mussen, last mich gehn; es muß doch endlich seyn
Was anders oder ja gar nichts nicht mehr geschrieben.
In the midst of pain and fear, in such heavy features,
Never heard of such a thing in such a time
Since good faith dies, there is discord, grim and envy
Lie heaped in the field full of bloody desire,
Since it is harmless to bend judgment and justice,
Since vice is virtue, how far am I?
Sunk in folly? Dearest friendliness,
Her blooming face, her pleasant war,
Your essence, action and nature, that's what I look for
Just imagined and boast for and for.
That sorrow, that sorrow to see and yet nothing but love?
Those who are smarter than me are smuggled into Clausen.
You must, let me go; it must finally be
Something different or nothing at all is no longer written.
15. An der Liebsten Vatterland
Ich machte diese Verß in meiner Pierinnen
Begrünten Wüsteney, wie Deutschland embsig war
Sein Mörder selbst zu seyn, da Herdt und auch Altar
In Asche ward gelegt durch trauriges Beginnen
Der blutigen Begier, da gantzer Völcker Sinnen
Und Tichten ward verkehrt, da aller Laster Schar,
Mord, Unzucht, Schwelgerey und Triegen gantz und gar
Den Platz der alten Ehr' und Tugend hielten innen.
Damit die böse Zeit nun würde hingebracht,
Hab' ich sie wollen hier an leichte Reime wenden.
Mars thuts der Liebe nach, daß er der Thränen lacht;
Mein Krieg ist lobens werth, und seiner ist zu schänden;
Dann meiner wird gestillt durch zweyer Leute Schlacht,
Den andern können auch viel tausend noch nicht enden.
I made this forgotten in my Pierinnen
Greened Wüsteney, like Germany was bustling
To be his own murderer, there Herdt and also Altar
It was laid in ashes by a sad beginning
The bloody desire, there all the Völcker senses
And Tichten was perverted, when all vices were flocked,
Murder, fornication, indulgence and trifling all over the place
The place of old honor and virtue was kept inside.
So that the bad times would now be brought
Did I want you to turn to easy rhymes here.
Mars does love to laugh at tears;
My war is praiseworthy, and it is to be desecrated;
Then mine will be satisfied by two people's battle,
The other cannot end even many thousands.
9. AUFF EINEN KUß | AUCH ZUM Theil auß dem Holländischen
Auff alle meine Noth, auff so viel Angst und Klagen,
Auff Seufftzen, Ach und Weh, auff höchste Traurigkeit,
Auff das, wodurch mein Hertz' empfandt sein tieffes Leid,
Wird doch mein Lieb bewegt mir eins nicht abzuschlagen.
Ich mag gewißlich wol von gutem Glücke sagen,
Sie kam ja endlich noch, die sehr gewüntschte Zeit,
Und hat mir Hertz und Sinn durch einen Kuß erfreut;
Ich habe diese Gunst doch endlich weg getragen.
Der Thau, der süsse Thau, der auff den Lippen schwebt,
Der Marck und Bein erquickt, dadurch mein Geist noch lebt,
Kan alle meine Furcht' und Trauren von mir scheiden.
Ihr Götter, die ihr schaut hier zu uns Menschen her,
Kehrt ja mir diese Freud' und Trost in kein Beschwer,
Der Kuß ist wol verkaufft umb solche Noth und Leyden.
On all my needs, on so much fear and complaints,
To sighs, alas and woes, to the greatest sadness,
On what my heart felt his deep sorrow,
But my love moves me not to refuse one thing.
I can certainly say of good luck,
It finally came, the very much desired time,
And gave me heart and soul with a kiss;
I finally carried away this favor.
The dew, the sweet dew that hovers on the lips,
Who refreshes Marck and Bein, so my spirit is still alive,
Can separate all my fears and sorrow from me.
You gods, you who look here to us humans,
Doesn't this joy and consolation turn into any complaint,
The kiss is well sold for such Noth and Leyden.
EPIGRAMME
1. Aus dem Herrn von Pibrac
Zum Beten setze dich, wie jener Grieche lehret,
Denn Gott wil auf der Flucht nicht angerufen sein;
Er heißet und begehrt ein starkes Herz allein;
Das hat man aber nicht, wann er es nicht verehret.
6.
Du sagst, es sei der Spiegel voller List
Und zeige dich dir schöner als du bist;
Komm, wilt du sehn, daß er nicht liegen kan,
Und schaue dich mit meinen Augen an.
3. Aus dem Catone
Ist Gott ein reiner Geist, wie die Poeten lehren,
So solstu gleichfals ihn mit reinem Herzen ehren.
5. Aus dem Anacreon
Die Erde trinkt für sich, die Bäume trinken Erden;
Vom Meere pflegt die Luft auch zu getrunken werden;
Die Sonne trinkt das Meer, der Monde trinkt die Sonnen,
Wolt dann ihr Freunde mir das Trinken nicht vergonnen?
4.
Dich hette Jupiter, nicht Paris, ihm erkoren,
Und würd' auch jetzt ein Schwan, wann dich kein Schwan geboren;
Du heißest Helena und bist auch so geziert,
Und werest du nicht keusch, du würdest auch entführt.
10.
Ihr Götter, sol mich dann des schnöden Glückes Neid
Nicht lassen? Muß ich mich begeben in den Streit?
Ach laßt mich, laßt mich hier; der Krieg ist nicht von nöthen:
Laßt mich der Liebsten nur, sie kan mich besser tödten.
8. Auf einen Meuchelmörder
O du unmenschlichs Mensch, was Leidens Pein und Schmerzen
Gleicht deiner schnöden That! Bleibt unverweicht, ihr Herzen,
Wofern ihr gute Frucht des Vaterlandes seid;
Dann hier barmherzig sein, ist Unbarmherzigkeit.
12.
Ihr Lichter, die man sieht am hohen Himmel schweben,
Ruft auf von ihrem Schlaf', erwecket mir mein Leben.
Wolt ihr denn nicht? Gewiß, ihr merkt, wenn sie erwacht,
Daß ihrer Augen Zier euch ganz zu schanden macht.
26. Aus dem Griechischen Platonis
lib. IV. tit. ἀπὸ γυναιχῶν
Ich Lais, die man ließ die Allerschönste sein,
Nun meine Jugend weg, brech' jetzt den Spiegel ein.
Dann wie ich vormals war, zu sein, kan nicht geschehen;
Wie ich jetzunder bin, begehr ich nicht zu sehen.
Gelegenheitsgedichte 3. An die Hirschbergischen Bäder
Ihr Nymfen, die ihr hier umb dieses grüne Thal,
Das mit dem Schneegebirg' unnd Alpen steht umbgeben,
In stiller Einsamkeit verbringet euer Leben,
Ihr weissen Najades, und du, du schönes Qual,
Durch dessen werthe Krafft die Menschen sonder Zahl
Bißher genesen seynd, wollt ihr nach Ehre streben
Die nimmer sterblich ist, und euch noch höher heben,
So nemt diß edle Pfand, das nun auch dieses mal
Sich zu euch hier gemacht gesund und frisch zu werden.
Bewahret und versorgt die Hoffnung unsrer Erden,
Diß Landes besten Trost, so bringet ihr den Danck
Der Treu und Wachsamkeit, daß ihr durch euer Pflegen
Habt den erquickt, an dem uns sämptlich ist gelegen.
Ist er nicht mehr wolauff, so sind wir alle kranck.
3. To the Hirschberg baths
You nymphs who surrounded this green valley,
That is surrounded by the snow mountains and the Alps,
Spend your life in quiet solitude,
You white najades, and you, you beautiful torment,
Because of its worthy power the people are special
Having recovered somewhat, you want to strive for honor
That is never mortal, and that lift you even higher,
So this noble pledge takes, this time too
Made yourself here to be healthy and fresh.
Keep and feed the hope of our earth,
This is the country's best consolation, so bring you the thanks
Of the faithfulness and vigilance that you have in your care
Have refreshed the one we all care about.
If he is no longer happy, we are all sick.
elegien
16. Beschluss Elegie
Das blinde Liebeswerck, die süsse Gisst der Sinnen
Und rechte Zauberey hat letzlich hier ein End';
Es wird das lose Kind, so mich verführen können,
Gott Lob, jetzt gantz und gar von mir hinweg gewendt.
Nun suche, wo du wilt, dir anderwerts Poeten;
Hier, Venus, hab' ich mir gesteckt mein eignes Ziel;
Es ist mir deine Gunst jetzt weiter nicht von Nöthen;
Ich haß' all' Eitelkeit, es liebe, wer da wil.
Was meine schwache Hand vor dieser Zeit geschrieben,
Durch deinen Geist geführt, das ist der Jugend Schuld.
Ich werde weiter nicht von solcher Lust getrieben;
Was dir gehässig ist, zu diesem trag' ich Huld.
Wann Urtheil und Verstand bey mir zu Rathe sitzen,
So hattest du mir zwar bethört den jungen Sinn,
Jetzt seh' ich, daß dein Sohn sey ohne Wahn und Witzen,
Du aber, Venus, selbst ein' edle Kuplerinn.[30]
Dein Wesen ist ein Marckt, da Leid wird feil getragen,
Ein Winckel, da Verdruß und Wehmuth innen steht,
Ein' Herberg' aller Noth, ein Siechhauß vieler Plagen,
Ein Schiff der Pein, ein Meer, da Tugend untergeht.
Wo soll die Schönheit seyn, wann alles wird vergehen,
Die Lippen von Corall, diß Alabaster-Bild,
Die Augen, so ihr seht gleich als zwo Sonnen stehen,
Der rothe Rosenmund, der weissen Brüste Schild?
Sie sollen, und wir auch, als Asch' und Staub entfliehen
Und allzugleiche gehn den Weg der Eitelkeit:
Pracht, Hoffart, Gut und Geld, umb das wir uns so mühen,
Wird Wind und Flügel noch bekommen mit der Zeit.
Ich laß' es alles stehn; das Ende meiner Jugend
Und Frucht der Liebeslust beschließ' ich gantz hierein:
Ein Werck, das höher ist, der Anfang meiner Tugend,
Ob dieses gleich verdirbt, soll nimmer sterblich seyn.
Conclusion Elegy
The blind love work, the sweet pouring of the senses
And right magic ultimately has an end here ';
It will be the loose child, so can seduce me
Praise God, now completely turned away from me.
Now look for poets for yourself wherever you want;
Here, Venus, I have set my own goal;
Your favor is now no longer of necessity to me;
I hate 'all' vanity, love whoever wants to.
What my weak hand wrote before this time
Guided by your spirit, it is the fault of the youth.
I am no longer driven by such pleasure;
What is hateful to you, for this I bear grace.
When judgment and understanding sit with me for advice,
Though you had thrown the young mind off me,
Now I see that your son is without madness and jokes,
But you, Venus, are a noble cupid yourself. [30]
Your being is a marckt, because suffering is sold for sale,
A corner, because there is annoyance and sadness inside,
A 'hostel' for all hardships, a shelter of many plagues,
A ship of torment, a sea where virtue goes under.
Where should the beauty be, when will it all pass,
Corall's lips, this alabaster picture,
The eyes, so you can see as two suns stand,
The red rose mouth, the shield of the white breasts?
They should, and we too, flee as ash and dust
And all of them go the way of vanity:
Splendor, arrogance, good and money that we strive so hard for,
Will get wind and wings in time.
I'll let it all stand; the end of my youth
And fruit of the lust for love I decide to go in here:
A work that is higher, the beginning of my virtue,
Whether this perishes immediately should never be mortal.