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Antonio Lottis "Giove in Argo" im Gerhart-Hauptmann-Theater in Görlitz

Am 26.September 2020 um 19:30 wird die erfolgreiche Produktion aus dem Jahr 2019 mit jungen Musikern aus Deutschland und Polen wiederholt.


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Vor dreihundert Jahren wurden die berühmten „Planetenfeste“ in Dresden gefeiert, ein großartiges Barock-Festival im Rahmen der Hochzeit von Friedrich August II. Kurfürst von Sachsen mit Maria Josepha von Habsburg. Das Fest wurde damals mit der Oper des Venezianers Antonio Lotti (1667-1740) eröffnet und aus ganz Europa waren Künstler und Fürsten dazu eingeladen. Das Leitmotiv des Festivals waren die „Griechischen Götter“ die als Planeten gleichen Namens dem neuen Paar Glück und Erfolg bringen sollten. Friedrich August III., ebenso wie sein Vater August der Starke als Friedrich August II., sind auch als Könige von Polen in die Geschichte eingegangen.

Er lebte sowohl in Warschau als auch in Dresden, bemühte sich um das Verbinden bzw. die Versöhnung der beiden Völker, ließ seine Kinder polnisch lernen, erbaute in Warschau und Dresden großartige Baudenkmäler, sanierte das Schloss Babel in Krakau und förderte vor allem die Kultur ganz allgemein. Er war ein „hoffnungsloser Melomane“, denn die italienische Oper hatte es ihm angetan, seitdem er unter dem Decknamen „Graf von Lausitz“ durch Europa gereist war und dabei auch Venedig besucht hatte. Im Venedig zur Zeit von Vivaldi und Marcello war der Komponist Antonio Lotti der große Stern am Himmel der Musik. Friedrich August begeisterte sich für Stimmen und Musiker, die damals noch nicht so bekannt waren, und er engagierte sie alle kurzentschlossen an seinen Hof nach Dresden. Im Grunde wollte August der Starke nach außen hin dem Paris von Louis XIV. Konkurrenz machen, und das ist ihm tatsächlich gelungen. Viele Perlen der Architektur, der Musik und zahlreiche Sammlungen und Ausstellungen bestimmen heute noch das Bild von Dresden, auch Elb-Florenz genannt, das seither eine der Kultur-Metropolen der Welt ist.



"Es war ein einzigartiges Kulturereignis..."


"...Es war ein einzigartiges Kulturereignis, das einen großen Nachhall bekam. Wir sind stolz darauf, dass wir von so großartigen Künstlern und Zuschauern auch außerhalb des Landes besucht wurden. Ihr Projekt ist nicht nur Teil der kulturellen Aktivität, sondern fördert auch unsere Werte und die Attraktionen unserer Gemeinde der Kurstadt, wofür wir dankbar sind ..." — Marek Fedoruk, Bürgermeister von Bad Salzbrunn

Der Verein „Ars-Augusta e.V.“ in Görlitz, gegründet und geleitet von der griechisch-polnischen Opernsängerin Eleni Ioannidou, hat sich seit vier Jahren der Aufgabe verschrieben, das gemeinsame, teilweise vergessene Kulturerbe - vor allem im Bereich Theater und Musik - von Sachsen und Polen wieder zu beleben. Nach der Entdeckung der originalen Opern-Partitur in der Dresdner Universitätsbibliothek im Jahr 2019 erfolgte zunächst deren Digitalisierung, viele Monate später dann die Aufführungen im Neobarock-Kurtheater von Bad Salzbrunn sowie im Dresdner Palais im großen Garten. Die Vorstellungen waren eine Sensation und ein großer Erfolg! „Giove in Argo“ war tatsächlich der einzige Musik-Beitrag zu den Feierlichkeiten „Dreihundert Jahre Planetenfeste“ in Dresden und wurde von Zuschauern und der Presse für seine künstlerische Qualität und Originalität hochgelobt. Eine eindrucksvolle Produktion von allem angesichts des sehr kleinen Budgets.


Nun wiederholt der Verein „Ars Augusta“ die Oper heuer auch auf der Bühne des Gerhart-Hauptmann-Theaters, also in seiner Heimatstadt, die auf Grund ihrer Lage an der Neisse als Grenzstadt zu Polen ein idealer Aufführungsort ist für eine Produktion, die in Zusammenarbeit mit Künstlern aus Sachsen und Polen entstanden ist, also ganz entsprechend dem Vereinszweck, der neben der Förderung von Kunst und Kultur auch die Verbesserung der Völkerverständigung umfasst


Lotti in Palais im großen Garten im Jahr 2019


"...der gestrige Nachmittag/Abend klingt noch nach. Wir waren stark beeindruckt von der außerordentlichen musikalischen Qualität des hervorragenden jungen Sänger- und Instrumentalensembles. Es ist kaum zu ermessen, wieviel Arbeit und Idealismus in dem Projekt steckt!" Reiner Decker, Förderverein Palais im großen Garten

Die Musiker und Musikerinnen des Lausitzer Barockensembles kommen aus beiden Nachbarländern, die Sänger und Sängerinnen sind Absolventen oder Studenten der Hochschule für Musik in Dresden sowie der Musikakademie von Warschau. Mit diesem Konzept möchte der Verein in der Tradition der sächsischen Könige von Polen eine künstlerische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Barockmusik neu etablieren.

Das Lausitzer Barockensemble wird seit zwei Jahren von dem in Breslau lebenden Barock-Violinisten und Dirigenten aus Madrid, Enrique Gomez-Cabrero Fernandez, dirigiert. Es ist ein Glücksfall, dass er mit Großzügigkeit und Freude sein großartiges Talent in dieses Ensemble eingebracht hat. Ausser seiner langjährigen Erfahrung als Konzertmeister für Barock-Projekte in der ganzen Welt ist er ein gefragter Dozent und begabter Lehrer. So ist in diesem Jahr nicht zuletzt seinetwegen die „Academia Ars Augusta“ entstanden. Unter seiner fachlichen Leitung wurde in diesem Sommer bereits ein erster, erfolgreicher Workshop zum Thema Monteverdi durchgeführt. Die Lotti-Oper „Giove in Argo“ ist in diesem Jahr das zweite Projekt der Academia.

Der junge Regisseur Szymon Komarnicki, Absolvent der Dramatischen Akademie in Krakau, hat wie schon im Vorjahr die Regie übernommen. Die Protagonisten sind Menschen mit Schwächen wie wir alle, das Bühnenbild ist einfach, die Beleuchtung sparsam mit Reminiszenzen an die technischen Möglichkeiten der Barocktheater von damals.

Das Gerhart Hauptmann Theater erinnert unter den Zwängen von Covid 19 stark an die Theater der Barockzeit. Der Zuschauerraum hat keine geschlossenen Sitzreihen mehr, stattdessen können die Zuschauer an kleinen Tischchen sitzen und dabei ein Gläschen Wein trinken und sogar eine Kleinigkeit essen. So war es auch damals im Theater üblich.

Die Musik Antonio Lottis verströmt Leichtigkeit und südlichen Charme, typisch für das damalige Venedig. Die Melodien der Arien sind wunderschön und eingängig, die Rezitative dramatisch und effektvoll. Der Komponist, der damals recht bedeutend war, ist heute nahezu ein Unbekannter, aber mit der Wiederentdeckung dieser Oper ist eine Renaissance seiner Musik hoffentlich vorprogrammiert.



Zur Handlung der Oper


Jupiter erscheint in Arkadien just zu einer Zeit des politischen Umbruchs. Der Verschwörer Licaone hat kurz zuvor den mythischen König Inachos ermorden lassen, ihm die Macht entrissen und sich zum Tyrannen aufgeschwungen. Die Tochter von Inachos, Iside, (mythologisch die Nymphe Io, die sich nach der Verführung durch Jupiter in eine Kuh verwandelt und in Ägypten Zuflucht gefunden hat, wo sie als Göttin Isis verehrt wurde) betrauert den Tod des Vaters. Jupiter erscheint in Verkleidung eines Hirten und bietet ihr seine Hilfe an unter der Bedingung, dass sie ihm ihre Liebe schenkt. Was sie ihm in der Hoffnung auf Rache auch verspricht. Dann erscheint plötzlich Osiris aus Ägypten, der seine Geliebte Iside sucht und nun erfahren muss, dass sie im Begriff ist, ihm untreu zu werden. Die Geschichte wird noch komplizierter, als sich Jupiter im zweiten Akt noch ein weiteres Mal verliebt: Diesmal in Kalisto, die sich kurz vorher entschlossen hatte, der Göttin Diana zu folgen. Die Aufnahme in diese Gefolgschaft setzte das feierliche Gelübde voraus, niemals mehr einen Mann zu lieben. Da Kalisto aber die Tochter des Tyrannen Licaone ist, nutzt Jupiter die Gelegenheit und verspricht ihr, den Vater nicht zu töten, wenn sie ihm dafür ihre Liebe schenken würde. So entsteht ein dramatischer Zwiespalt in den Seelen der beiden Protagonistinnen, der in starkem Kontrast zu den leichtfertigen, amourösen Avancen des Jupiter steht. Aber als die Geschichte droht, in Gewalt und Verwirrung auszuarten, gibt sich Jupiter als Gott ohne böse Absichten zu erkennen und bringt Frieden und Glück in die Herzen aller zurück.


Es besteht kein Zweifel daran, dass der Librettist Antonio Lucchini mit seinem Jupiter damals niemand anderen als August den Starken vor Augen hatte, der bekanntermaßen mehrere Maitressen hatte. In der gemäßigten Rolle des tugendhaften und treuen Osiris lässt sich auch mit Leichtigkeit sein Sohn August der III. erkennen.


Die Wiederholung dieser polnisch-deutschen Produktion wurde von der „Stiftung Mitteldeutsche Barockmusik“ gefördert sowie dem „Kaufhaus Görlitz“, dessen Eigentümer schon im vorigen Jahr mit einer großzügigen Spende die Verwirklichung des Projektes überhaupt erst möglich gemacht hat.


Im Gerhart-Hauptmann-Theater in Görlitz am 26.September um 19:30.

Eintrittskarten (20€ 15€ für Behinderte, Arbeitslose, Studenten und Gäste aus Polen, 5€ für Schüler) erhätlich an der Kasse des Theaters.




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