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Ein Lied-Wettbewerb für Görlitz

Der "Erster Internationaler Lied-Wettbewerb Bolko von Hochberg" wird in der Europastadt im Frühling etabliert. Die Edition 2021 ist dem Thema "Hellas" gewidmet.

Das Jahr 2021 ist für viele von uns mit Hoffnungen auf eine Erneuerung in allen Bereichen des Lebens verbunden. So eine Erneuerung oder Wiedergeburt, oft genannt „Renaissance“ ist ein kulturelles Ereignis, das mehrmals in der Geschichte erschienen ist, vor allem in Zeiten des Umbruchs, wenn sich einiges im Leben deutlich überholt hatte und neue Energie (wie im Frühling) notwendig erschien. In den vergangenen Jahrhunderten kam die Inspiration für diese Erneuerung oft aus der griechischen Klassik, welche die Menschen Europas immer als eine Quelle des Geistes, der Harmonie und des Einklangs mit der Natur empfunden haben. Weisheiten wie „Γνώθεις αυτόν“ (erkenne dich selbst) oder „Νους υγιής εν σώματι υγιή“ (gesunder Geist im gesunden Körper) inspirierten die Menschen immer wieder dazu, in chaotischen Zeiten neuen Sinn zu finden und somit Auswege aus der Krise. Die Zeit der französischen Revolution war eine solche Zeit; Ihre Auswirkung haben die Grenzen der Imperien „aufgeweicht“ und die Idee eines Europas mit demokratischen Strukturen hervorgebracht, wie wir es heute kennen und geniessen dürfen.

Brunnen der "Muschelmina" am Postplatz in Görlitz

Der Philhellenismus blühte wieder auf, nachdem viele Herrscher, Künstler und Wissenschaftler erst regelmäßige Reisen in Richtung Italien unternahmen und dann auch ins osmanische Reich, und veranlasste das, was vor zweihundert Jahren dazu beigetragen hat, dass Griechenland, die Wiege der europäischen Kultur, sich vom osmanischen Joch befreien konnte.

Das Jahr 2021 läuft also gleichsam unter dem hashtag #Greece2021 und gibt uns einen Anlass, über diese für Europa wichtigen Zeiten nachzudenken. Es wäre wünschenswert, dass uns dieses Jubiläum die Notwendigkeit deutlich macht, sich erneut der klassischen Ideale zu besinnen und das Jahr 2021 als den Beginn einer Renaissance unter dem Zeichen von Harmonie, Naturliebe, Respekt, Humanismus und Demokratie zu begreifen.


Tempel des Dionysus in Delphi (Griechenland)

Auch unser Verein erfindet sich neu in seiner Rolle inmitten einer Krise, welche wohl keinen anderen Bereich so stark betroffen und sogar beschädigt hat, wie die darstellende Kunst. Die Musik und die Kultur muss aber unbedingt weiter bestehen und gefördert werden, denn ihre wegweisende Funktion als „Kernkraftwerk“ geistiger und gesellschaftlicher Fermentation ist für die menschliche Gesellschaft von extremer Wichtigkeit. Kunst und künstlerische Fertigkeit ist ein untrennbarer und wesentlicher Teil dessen, was das „Mensch-Sein“ ausmacht und muss gefördert werden.

Deswegen organisieren wir in diesem Jahr den „Erster Internationaler Gesangswettbewerb Bolko von Hochberg“ in unseren Europa-Stadt. Der Wettbewerb steht offen für Sänger, Sängerinnen, Pianisten und Pianistinnen (unter 40 Jahren) aus der ganzen Welt.

Bolko von Hochberg (1843-1926)

Es gibt zahlreiche Gründe dafür, dass die Veranstaltung eines Gesangwettbewerbes in Görlitz-Zgorzelec eine erfreuliche Novität ist. Er knüpft unter anderem an die Tradition der Schlesischen Musikfeste Bolko von Hochbergs an, welche ebenso ein Treffen und ein Wettbewerb von Chören und Sängern aus ganz Schlesien und Deutschland gewesen sind.

Die Idee eines Wettbewerbs, der alle zwei Jahre unter einem wechselnden Motto veranstaltet wird, unterscheidet ihn deutlich von anderen, bekannten Lied-Wettbewerben (zB „Hugo Wolf“ in Stuttgart, „Helmut Deutsch“ oder „Das Lied“). Ein weiterer Unterschied ist, dass der „Bolko-von-Hochberg Wettbewerb“ offen für Musiker ist, die zwar talentiert sind, aber nicht unbedingt mit einem universitären (und damit quasi elitären) Hintergrund antreten. Nicht alle Musiker haben das Glück, schon als Kind eine Ausbildung und Förderung erhalten zu haben. Dennoch hegen sie eine große Liebe für den Liedgesang und besitzen unter Umständen ein schlummerndes Talent und viel Potenzial. Für alle diese Menschen, sofern sie die Bedingungen zur Teilnahme zu erfüllen, ist der Wettbewerb offen. Wir möchten ihnen damit neue Wege eröffnen.

Ein dritter Unterschied zu den etablierten Wettbewerben ist der Beitrag zur Erforschung und Wiederentdeckung des (nicht nur) europäischen Kulturerbes der Lied-Kultur. Wir erhoffen uns, jedes Mal etwas Neues zu entdecken. Für die diesjährige Edition zum Beispiel hat der Verein Ars Augusta den Liederzyklus „Lied der Sappho“ der österreichischen Komponistin Mathilde Kralik von Mayerswalden (ein Manuskript der Österreichischen Landesbibliothek) entdeckt, digitalisiert und die Noten den Musikern zur Verfügung gestellt. Auch der griechische Komponist Georgios Kasassoglou steht bei uns wieder „im Rampenlicht“ und die kanadische Komponistin Jean Coulthard.

Heinrich Schweiger als Franz Schubert in einem Film aus dem Jahr 1953

Der eigentliche Protagonist des Wettbewerbes aber ist Franz Schubert. Der Komponist hat die Dichtung von Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe so sehr geliebt und damit auch den Idealismus und die Liebe zum Griechentum, dass er über dreißig Lieder zur Thematik „Hellas“ komponiert hat. Die meisten Lieder sind aber Vertonungen seines Freunds Johann Mayrhofer. Viele von uns kennen bestimmt das „Lied eines Schiffers an die Dioskuren" oder "Der zürnenden Diana"...


Viele Lieder von Franz Schubert und der oben genannten Komponisten und Komponistinnen gehören zum Repertoire des Wettbewerbes, sowie Lieder von Brahms, Hugo Wolf, Claude Debussy, Maurice Ravel, Charles Gounod und schliesslich Hermann Reuter. Aber auch ein Lied von Bolko v. Hochberg wurde sogar von vielen Teilnehmern ausgewählt: "Gute Nacht" Op.31, Nr2, das aus einer Sammlung von Emmanuel Geibel unter dem Titel "Athen" stammt. Die andere Gedichte stammen aus dem Werk Philhellenen Dichter wie Lord Byron und Friedrich Hölderlin, Friedrich Schiller und Goethe, aber auch die alt- und neugriechische Dichter Sappho, Anakreon, Dionisios Solomos und Konstantinos Kavafis. Hier eine Galerie der Philhellenen und hellenischen Dichter (dazwischen auch Julius Slowakci, Percy Shelley, Wilhelm Müller)...


Ein Fest der Künstler, der wahren Botschafter der Völkerverständigung, ist immer ein wunderbares Ereignis mit dem Potenzial, eine Art kultureller Leuchtturm für ganz Europa zu werden. Das haben viele Sänger erkannt und uns ihre Dankbarkeit darüber ausgedrückt, dass wir diese Thematik für die erste Edition des Wettbewerbes gewählt haben. So schreibt die Sopranistin Karola Pavone:

„ … deshalb bin ich ja recht froh, dass sich der Wettbewerb so gezielt mit diesem Thema befasst; gerade in diesen Zeiten ist es doch meines Erachtens für Europäer extrem sinnvoll, unsere gemeinsamen kulturellen Wurzeln hervor zu heben statt nationaler Unterschiede ….“

Vom 21. bis 25. März, also rechtzeitig zum Frühlingsbeginn, wird ein wahres Fest des Gesanges in Görlitz stattfinden: Der „Erster Internationaler Lied-Wettbewerb Bolko von Hochberg“!

Die Jury besteht aus Spezialisten wie den Professoren und Professorinnen Britta Schwarz, Marek Rzepka und Alexander Schmalcz, dem Leiter der „Gesellschaft der Freunde der Musik“, Alexandros Charkiolakis, dem künstlerischen Leiter des Festivals „Schubertiada“ in Barcelona, Victor Medem, der künstlerischen Leiterin und Dirigentin des Gerhart-Hauptmann-Theaters, Ewa Strusinska, der Opernsängerin Eleni Ioannidou sowie einem Fachexponenten des Lausitz-Festival-Gremiums.

Das große Konzert der Preisträger findet am 26.03. im Schloss Fürstenstein statt, dem Geburtshaus Bolko von Hochbergs in Waldenburg in Polen, ein weiteres dann als Programmbestandteil des Lausitz-Festival im Herbst 2021.

Alle Phasen des Wettbewerbs sind für Publikum bei freiem Eintritt zugänglich: Es ist sogar ein MUSS dabei zu sein, denn nach Ende der ersten Phase und dem Semifinale wird das Görlitzer Publikum aufgefordert sein, auch selbst einen Preis zu vergeben durch eine geheime Wahl mit Stimmabgabe nach Ende des Tages.



Für die Verwirklichung dieses Events bedanken wir uns herzlich für finanzielle Förderung durch die Stiftung Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien sowie das Kaufhaus Görlitz.

Wir sind aber dringend auf der Suche nach zusätzlicher Unterstützung und wären besonders dankbar, wenn weitere Stiftungen und Kulturliebhaber einen Beitrag für die Preisgelder leisten würden. Selbstverständlich - wenn gewünscht - mit werbewirksamer, namentlicher Nennung als Sponsor in allen Medien. Als gemeinnütziger Verein dürfen wir übrigens steuerlich anerkannte Spendenquittungen ausstellen.


Und hier ist das Lied "Maid of Athens", meist vertontes Gedicht von Lord Byron - in einer Version von Charles Gounod, Pflichtlied für die erste Runde des Wettbewerbes.


Mehr Infos und Liste der ausgewählten Teilnehmer: www.lied-competition-goerlitz.net

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